Pressestimmen "Iran fordert den Westen heraus"

Wofür braucht ein Land, das auf Öl schwimmt, Atomkraftwerke?, fragt die italienische Zeitung "La Repubblica". Antwort: Der Iran will die Atombombe und düpiert mit seinen Plänen den Westen.

"La Repubblica" aus Italien

"Teheran kündigt die Wiederaufnahme seines Nuklearprogramms an und es herrscht wieder Krisenstimmung zwischen Iran und Europäischer Union. Falls die internationalen Beobachter darauf warteten zu verstehen, welche Richtung das Regime mit dem neuen Präsidenten einschlagen wird, dann haben sie jetzt ein deutliches Zeichen erhalten. Morgen wird Mahmud Ahmadinedschad in sein Amt eingeführt und mit großem Gefühl für den richtigen Zeitpunkt teilen die Ajatollahs mit, dass sie die Maschinen reaktivieren werden, die dem Land die Produktion von Atomenergie ermöglichen. Iran fordert wieder einmal den Westen heraus. Es wird befürchtet, dass hinter der Erklärung, man wolle das Nuklearprogramm nur zu zivilen Zwecken nutzen, das Projekt steht, die Atombombe zu bauen. Wofür sonst die Millionen-Investitionen in den Energie-Sektor - so fragt man sich - wenn Iran ein Land ist, das auf Öl schwimmt?"

"Le Figaro"

aus Frankreich

"Im Verlauf der Verhandlungen hat die islamische Republik versucht, die USA und Europa auseinander zu dividieren, bislang jedoch ohne Erfolg. Im vergangenen Februar hat US-Präsident Bush den Europäern sogar seine Unterstützung angeboten und hat kurz danach seinen Widerstand gegen eine Aufnahme Irans in die Welthandelsorganisation WTO aufgegeben. Iran steht jetzt vor der Wahl. Europa bietet dem Land die Möglichkeit, sich politisch und wirtschaftlich der Welt zu öffnen, im Austausch gegen einen eindeutigen Verzicht auf die Atombombe. Im Fall einer Ablehnung bleibt der Weg des Irak: Verhandlungen im UN-Sicherheitsrat und die Drohung mit Sanktionen und einer Militäraktion."

"The Independent"

aus Großbritannien

"Die Ankündigung Irans, seine Atomaktivitäten teilweise wieder aufzunehmen, trifft die Europäische Union völlig unvorbereitet. Vielleicht will Iran nur erreichen, dass die Europäer ihre versprochenen wirtschaftlichen und politischen Anreize endlich umsetzen. Es besteht jedoch die Gefahr, dass Teheran sein Atomprogramm aus nationalen Sicherheitsgründen eskalieren will mit dem Ziel, eigene Atomwaffen herzustellen.

Der neue gewählte Präsident Mahmud Ahmadinedschad wird in dieser Woche sein Amt aufnehmen. Diplomaten sorgen sich, dass die Ankündigung das erste Zeichen einer neuen, härteren Linie in der Atompolitik Irans sein könnte. Die Aufgabe der internationalen Gemeinschaft ist es, Teheran davon zu überzeugen, dass es nicht im nationalen Interesse des Landes ist, eine Atommacht zu werden."

DPA
DPA