Reaktionen zum Tod Margaret Thatchers "Die Welt hat eine Gigantin verloren"

Margaret Thatcher war keine beliebte Politikerin, aber respektiert. Nach ihrem Tod wird die eiserne Lady mit ehrfürchtigen Huldigungen bedacht. Nur einer macht keinen Hehl aus seiner Freude.

Mit großer Betroffenheit haben Mark und Carol Thatcher bekannt gegeben, dass ihre Mutter, Baronin Thatcher, heute morgen an den Folgen eines Schlaganfalls friedlich verstorben ist", sagte Thatchers Sprecher Lord Bell. Königin Elizabeth II. erklärte ihre Trauer über den Tod der zur Baronin erhobenen Thatcher.

Ein Staatsbegräbnis für Thatcher ist nicht vorgesehen, wie die Regierung in London mitteilte. Es werde aber "ein festliches Begräbnis" mit militärischen Ehren in der St. Paul's Cathedral geben. Ehrfürchtiges Lob für ihre jahrzehntelange politische Arbeit war aus den Anteilnahmen zu ihrem Tod zu lesen.

"Lady Thatcher hat unser Land gerettet"

Der britische Regierungschef David Cameron brach eine Reise durch europäische Hauptstädte wegen des Todes Thatchers umgehend ab. "Wir haben eine große Führerin verloren, eine große Premierministerin und eine große Britin", würdigte Cameron die Verstorbene. "Lady Thatcher hat unser Land nicht nur geführt, sie hat es gerettet."

Der frühere konservative Premier John Major würdigte seine direkte Vorgängerin als "Naturgewalt" und "politisches Phänomen". Ihre Wirtschafts- und Gewerkschaftsreformen sowie ihr Einsatz für die Falklandinseln stelle sie "über die normale Politik". "Alle, die mit ihr zusammengearbeitet haben, werden sich immer an ihre herausragenden Charakteristiken erinnern: Ihren Mut und ihre Willenskraft in der Politik, ihre Menschlichkeit und geistige Großzügigkeit im Privaten."

Bestürzt reagierte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon, der der Familie und der Regierung in London sein Beileid ausdrückte. "Wir werden ihre großartige Führungsstärke sehr vermissen", sagte Ban während eines Besuchs in den Niederlanden in Den Haag. "Sie war eine wegweisende Politikerin auf dem Feld von Frieden und Sicherheit, gerade auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges", sagte der Südkoreaner. Sie sei auch vielen Frauen ein Vorbild gewesen. "Wir schulden ihr viel für ihre Führungsstärke."

Der kanadische Premierminister Stephen Harper packte all seinen Respekt für die eiserne Lady in einen Satz: "Die Welt hat eine Gigantin unter den Führern der Welt verloren."

Kohl: "Thatcher war eine großartige Frau"

Dass Thatcher lange gegen die deutsche Wiedervereinigung kämpfte, scheint vergeben und vergessen. Thatcher habe früh die Kraft der Freiheitsbewegungen Osteuropas erkannt und sich für sie eingesetzt, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel. "Ihren Anteil an der Überwindung der Teilung Europas und am Ende des Kalten Krieges werde ich nicht vergessen."

Und auch Altkanzler Helmut Kohl lässt keine schlechten Worte über seine Widersacherin von einst über die Lippen kommen. "Margaret Thatchers Tod erfüllt mich mit aufrichtiger Betroffenheit. Margaret Thatcher war eine großartige Frau und eine große Premierministerin des Vereinigten Königreichs Großbritannien. Sie war eine aufrechte Kämpferin und Vertreterin der Interessen ihres Landes."

Außenminister Guido Westerwelle scheint vor Ehrfurcht zu erstarren, wenn er an Thatcher denkt. "Margaret Thatcher zählte zu den wenigen Menschen, bei denen man schon zu Lebenszeit wusste, dass sie große Geschichte geschrieben haben. Sie hatte stets eine eigene, pointierte und auch unverwechselbare Meinung."

"Sie verdient ein Denkmal"

Der frühere Sowjetpräsident Michail Gorbatschow lobte Thatchers Beitrag zum Ende des Kalten Krieges. Das persönliche Verhältnis zu ihr sei zunächst "kompliziert", dann aber von "gegenseitigem Verständnis geprägt" gewesen, teilte der Friedensnobelpreisträger mit.

Der polnische Außenminister Radoslaw Sikorski nannte Thatcher eine "furchtlose Meisterin der Freiheit". "Sie verdient ein Denkmal in Polen", twitterte Sikorski, der während des Kriegsrechts in Polen in den 80er-Jahren in Großbritannien im Exil lebte. Thatcher sei für die "gefangenen Staaten" des kommunistischen Machtbereiches eingetreten und habe geholfen, "den Kalten Krieg zu gewinnen."

Vorbild für Frauen

US-Präsident Barack Obama reagierte mit Bedauern auf den Tod der ehemaligen britischen Premierministerin. "Mit dem Tod von Baroness Margaret Thatcher hat die Welt eine der großen Verfechterinnen der Freiheit verloren und Amerika eine wahre Freundin", sagte der Präsident. Als erste Regierungschefin Großbritanniens sei sie Vorbild für viele Frauen.

Auch George Bush senior, der während seiner Amtszeit als US-Präsident Ende der 1980er-Jahre eng mit Thatcher zusammengearbeitet hatte, äußerte sich zum Tod der "eisernen Lady": "Margaret war mit Sicherheit eine der stärksten Befürworterinnen von Freiheit und freien Märkten im gesamten 20. Jahrhundert."

Respekt aus der EU - trotz Britenrabatt

Britenrabatt hin oder her - EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso würdigte die frühere britische Premierministerin als "große Politikerin". "Sie wird sowohl wegen ihrer Beiträge als auch wegen ihrer Vorbehalte zum Projekt Europa in Erinnerung bleiben", sagte Barroso. Auch EU-Parlamentspräsident Martin Schulz (SPD) fand wohlmeinende Worte: "Trotz unserer klaren politischen Differenzen ist Margaret Thatcher eine Gestalt von geschichtlicher Bedeutung." Unabhängig von der Frage, ob man ihr politisch zustimme, habe sie gezeigt, "dass Politik nach wie vor eine Kraft des Wandels ist". Sie sei "zu Beginn ihrer Amtszeit" auch eine überzeugte Europäerin gewesen.

Nur einer traut sich zu sagen, dass seine Trauer nicht wirklich groß ist. David Hopper, Funktionär der Bergarbeitergewerkschaft National Union of Mineworkers (NUM) machte aus seiner Freude am Montag keinen Hehl. Darauf werde ich jetzt anstoßen", sagte Hopper, der bei sich zu Hause im nordostenglischen Durham zugleich Geburtstag feierte. "Das ist ein wunderbarer Tag, ich bin absolut erfreut. Heute ist mein 70. Geburtstag, und es ist einer der besten, die ich je hatte."

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swd/AFP/DPA