Reporter an der Front Erste Opfer unter Journalisten

Bei einem Bombenanschlag auf ein Auto im Norden Iraks wurden nach BBC-Angaben mindestens ein Journalist getötet und neun weitere Menschen verletzt. Im Südirak wird ein TV-Team vermisst.

Bei einem Bombenanschlag auf ein Auto im Norden Iraks ist nach Angaben der Organisation "Reporter ohne Grenzen" ein australischer Journalist getötet worden.

Überfall ereignete sich an Kontrollpunkt

Der Reporter habe für die US-Fernsehgesellschaft ABC an der iranischen Grenze gearbeitet, teilte die Journalisten- Organisation am Samstag mit. Der Überfall habe sich an einem Kontrollpunkt nahe des Dorfes Churmal ereignet. Nach Angaben der britischen Fernsehgesellschaft ITN wurden im Süden Iraks drei Journalisten des Senders vermisst, nachdem ihr Fahrzeug unter Beschuss geraten war. Dutzende Journalisten begleiten die US-amerikanischen und britischen Soldaten an die verschiedenen Frontabschnitte in Irak oder berichten aus der Hauptstadt Bagdad.

"Reporter ohne Grenzen" teilte mit, ein Fotograf habe den Angriff beobachtet, bei dem der australische Kollege gestorben sei. Vertreter der Patriotischen Union Kurdistans (PUK) sprachen von neun Verletzten. Sie machten die militante Moslem-Gruppe Ansar el Islam für den Anschlag verantwortlich. Die Gruppe verfügt nach Einschätzung der US-Regierung über Verbindungen zur El-Kaida-Organisation des Moslem-Extremisten Osama bin Laden.

Wie der Sender ITN in London mitteilte, wurde das Fahrzeug seiner Journalisten auf dem Weg in die Stadt Basra beschossen. Ein Mitglied des Teams habe sich verletzt retten können, jedoch nicht erkannt, was mit seinen Kollegen geschehen sei. Das Fahrzeug der Journalisten sei in einen Graben gefahren und dann explodiert nachdem es von irakischen Autos verfolgt worden sei.

Letzte CNN-Mitarbeiter ausgewiesen

Unterdessen hat Irak die letzten vier Mitarbeiter des amerikanischen Fernsehsenders CNN des Landes verwiesen. Die Anordnung erfolgte am Freitagabend kurz vor Beginn der Großoffensive auf Bagdad aus der Luft, wie eine CNN-Sprecherin in New mitteilte. Das Reporterteam wolle nunmehr nach Jordanien ausreisen, sobald die Sicherheitslage dies erlaube. Eine offizielle Begründung für die Ausweisung wurde nicht bekannt. Die meisten westlichen Journalisten haben Irak inzwischen verlassen.

Seit Jahren verlangen Journalisten vom US-Militär direkten Zugang zu Kriegsschauplätzen. Den haben sie jetzt bekommen, mit all den Strapazen und Gefahren, die dazugehören. In einer Kehrtwende seiner Informationspolitik hat das Pentagon im Irak-Krieg mehr als 600 Journalisten, die meisten aus der USA, eingeladen, sich mit amerikanischen und britischen Truppen "einbetten" zu lassen - auf Flugzeugträgern, Luftwaffenstützpunkten und in der Wüste. Per Satellit liefern sie jetzt Bilder und Berichte, zum Teil von vorderster Front.

"Wir wollen über den Krieg aus nächster Nähe berichten," sagt Martin Savidge vom Cable News Network (CNN) bevor er vergangene Woche mit anderen Journalisten in einen Bus stieg und in die nordkuwaitische Wüste fuhr. Am Samstagmorgen konnten Millionen Zuschauer weltweit live mitverfolgen, wie er mit einer Einheit der US-Marine-Infanterie in einem Dorf nahe der südirakischen Stadt Basra mit Raketenwerfern unter Beschuss geriet, während ihm eine besorgte Kollegin aus dem CNN-Hauptquartier in Atlanta den Rat gab, schnell seinen Helm aufzusetzten.

Kritiker bezweifeln objektive Berichterstattung

Dass "embedding" (einbetten) nicht nur heikel ist, sondern auch alles andere als bequem, berichten die Reporter, Fotografen und Kameraleute aus der Wüste schon länger über ihrer Satellitentelefone. Mindestens eine Woche lebten die meisten, genau wie die Soldaten, über die sie berichten, in isolierten Militärlagern im Norden Kuwaits. Das bedeutete Hitze und Staub, auf dem Boden schlafen, Feldrationen essen und sich mit begrenzten Wasserrationen begnügen. Duschen war nur einmal pro Woche erlaubt.

"Der Gestank ist schlimm", berichtete ein Fotograf aus einem 70-Mann Zelt im Camp Coyote. "Der Mief ist schon fast wie eine Bio-Waffe", fügte er mit Galgenhumor hinzu. Eigentlich war aber weder den Soldaten noch den Journalisten zum Scherzen zumute, während sie sich auf den Ernstfall vorbereiteten. Immer wieder mussten sie gemeinsam üben, sich schnell Gasmasken und ABC-Schutzanzüge überzuziehen, für den Fall, dass irakische Truppen im Gefecht tatsächlich Massenvernichtungswaffen einsetzen sollten.

Weil Militär und Medien beim "embedding" praktisch in einem Boot sitzen, befürchten Kritiker, dass die objektive Berichterstattung leiden wird. Den Militärjargon hätten sich manche Reporter schnell angeeignet, bemerkte Craig Copetas, ein Korrespondent der Nachrichtenagentur Bloomberg. Die meisten Teilnehmer betonen allerdings, dass sie sich zur Wahrung einer kritischen Distanz durchaus verpflichtet fühlten.

Zensur soll es nicht geben, verspricht das US-Militär, jedenfalls nicht um den Krieg schön zu reden. Allerdings mussten sich alle "embeds" verpflichten, bestimmte Informationen vorerst für sich zu behalten, zum Beispiel Truppenstärken und -Positionen. Auch Bilder, mit denen sich tote amerikanische Soldaten und Kriegsgefangene identifizieren lassen, sind tabu. Besonders wichtig, so die Militärs, ist, dass Journalisten keine taktischen Details verbreiten. Denn das könne gefährlich werden, sowohl für die Soldaten als auch die Journalisten.