US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld hat sich heute im Irak über die Sicherheitslage und die politische Entwicklung des Landes informieren lassen. Seit seinem Besuch im September ist der Widerstand gegen die US-geführten Besatzungstruppen im Land stärker geworden.
Rumsfeld traf im Morgengrauen in der nordirakischen Ölstadt Kirkuk ein und sollte im Laufe des Tages nach Bagdad zu Gesprächen mit dem Chef der US-Zivilverwaltung, Paul Bremer, weiterreisen. Rumsfeld gehörte zu den stärksten Befürwortern des Feldzuges im Irak. Seit die Zahl der US-Opfer bei Anschlägen und Angriffen immer weiter steigt, drängen die USA auf eine schnellere Übergabe der politischen Führung des Landes an Iraker und auf mehr Unterstützung von Seiten ihrer Verbündeten. In einem Gespräch mit Rumsfeld sagte der in der Region Kirkuk kommandierende General, es seien nach seiner Einschätzung keine weiteren US-Truppen nötig.
Armee hat einige Schlüsselfiguren des Widerstandes ausgeschaltet
Rumsfeld reiste aus dem georgischen Tiflis an und plante im Zentrum der nordirakischen Ölindustrie auch Gespräche mit dem Bürgermeister der Stadt und dem Gouverneur der Provinz. Die Bevölkerung Kirkuks ist stärker gemischt als die anderer Regionen des Landes. Rund die Hälfte der Bürger Kirkuks sind Kurden, die zu den engsten Verbündeten der USA im Irak gehören. Das Gebiet mehr als 250 Kilometer nördlich von Bagdad ist im Vergleich mit der Region im direkten Norden der Hauptstadt relativ ruhig.
Generalmajor Ray Odierno berichtete Rumsfeld von Fortschritten in der Bekämpfung der Freischärler. "Ich denke, wir haben hier in den vergangenen drei Wochen einige wirklich gute Fortschritte gemacht", sagte Odierno, dessen 4. Infanteriedivision auch Teile des als Hochburg des Widerstands geltenden Dreiecks nördlich und nordwestlich von Bagdad kontrolliert. Die Armee habe einige Schlüsselfiguren des Widerstandes ausgeschaltet "und ich glaube, das wird einen Einfluss auf das gesamte Einsatzgebiet haben", sagte Odierno.
Mittelfristig wird die USA ihre Truppenanzahl verringern
Das harte Durchgreifen der Armee in jüngster Zeit habe zudem dazu geführt, dass mehr Einheimische dem Militär Informationen über die Freischärler und ihre Führung zukommen ließen, sagte Odierno während des öffentlichen Gesprächs mit Rumsfeld weiter. Unter Hinweis auf die wachsende Zahl der für Sicherheitsaufgaben ausgebildeten Iraker sagte er zudem, mittelfristig werde die USA ihre Truppenzahl verringern können.
Rumsfeld hatte vor dem Gespräch mit Odierno mit der Truppe gefrühstückt. Die Soldaten umringten den Verteidigungsminister, der sich in der mit einem Weihnachtsbaum geschmückten Cafeteria an einen langen Tisch gesetzt hatte. Gegen den strömenden Regen in Kirkuk hatte er sich mit einer Tarnjacke geschützt, wie sie von den Wüstentruppen benutzt wird.
Seit die USA Anfang Mai das Ende der Hauptkampfhandlungen erklärt haben, sind bei Anschlägen und Überfällen mindestens 190 US-Soldaten getötet worden. Zudem wurden zahlreiche Attentate auf verbündete Truppen und zivile Einrichtungen verübt.