Gegenoffensive Russland gibt Rückzug von Truppen aus zwei Städten in der Ostukraine bekannt

Ein russischer Panzer mit dem "Z"-Zeichen wird in Charkiw von der ukrainischen Armee abtransportiert (Archivbild)
Ein russischer Panzer mit dem "Z"-Zeichen wird in Charkiw von der ukrainischen Armee abtransportiert (Archivbild)
© Metin Aktas / Picture Alliance
Die ukrainische Armee hat die russischen Truppen im Gebiet Charkiw mit ihrer Gegenoffensive massiv unter Druck gesetzt. Jetzt ziehen die Russen dort aus strategisch wichtigen Orten ab. Beobachter werten das als Flucht.

Die russischen Truppen in der Region Charkiw haben offenbar massive Probleme, der Gegenoffensive durch die ukrainische Armee standzuhalten. Das Verteidigungsministerium in Moskau gab den Rückzug von Truppen im Osten der Ukraine bekannt. Soldaten in der Region Charkiw sollten etwa aus der strategisch wichtigen Stadt Isjum abgezogen werden, sagte Sprecher  Igor Konaschenkow am Samstag. Auch aus der Stadt Balaklija, die die Ukrainer schon in der vergangenen Woche als befreit gemeldet hatten, sollen die russischen Truppen demnach abrücken.

Offiziell begründet wurde der Abzug damit, dass durch die Umgruppierung die Einheiten im angrenzenden Gebiet Donezk verstärkt werden sollen. Viele Militärexperten gehen jedoch davon aus, dass die Russen mehr als ein halbes Jahr nach Kriegsbeginn angesichts des massiven ukrainischen Vorstoßes im Charkiwer Gebiet so stark unter Druck geraten sind, dass sie sich zur Flucht entschieden haben.

Ukraine-Krieg: Iran liefert viele Drohnen an Russland
Masse statt Klasse - der Iran verfügt über einen großen Vorrat an Drohnen jeder Art.
© SalamPix/ABACA/ / Picture Alliance
Drohnen aus Iran, Munition aus Nordkorea: Experte erklärt, wie Russlands Waffendeals den Krieg verändern

Früher am Samstag hatte die ukrainische Seite etwa über die Rückeroberung von Kupjansk berichtet. Die Kleinstadt ist wegen ihres direkten Bahnanschlusses an Russland als Verkehrsknotenpunkt wichtig für die Versorgung des gesamten russischen Truppenverbands um das südwestlich gelegene Isjum. Durch den Vorstoß der Ukrainer hätte dort nun mehr als 10.000 russischen Soldaten die Einkesselung gedroht.

Bis zum Stadtrand von Lyssytschansk vorgestoßen

Später berichtete der Militärgouverneur des ebenfalls ostukrainischen Gebiets Luhansk, Serhij Hajdaj, die eigenen Truppen seien auch dort auf dem Vormarsch und bereits an den Stadtrand von Lyssytschansk vorgestoßen. Lyssytschansk war im Juli als letzte größere Stadt des Gebietes Luhansk von der russischen Armee erobert worden. Vor dem Ende Februar von Russland begonnenen Einmarsch in die Ukraine hatte die Industriestadt knapp 100.000 Einwohner.

Auch mit Hilfe westlicher Waffen hat die ukrainische Armee im August mit einer groß angelegten Gegenoffensive begonnen. Im Charkiwer Gebiet wurden dadurch zuletzt Dutzende Dörfer und mehrere Städte von den russischen Besatzern befreit.

Der ukrainische Generalstab teilte unterdessen mit, zum Schutz der eigenen Soldaten erst später offizielle Informationen bekanntgeben zu wollen. "Die Befreiung von Ortschaften, die temporär von den russischen Besatzern im Gebiet Charkiw und im Südabschnitt erobert waren, wird fortgesetzt", hieß es in einem Bericht lediglich.

DPA
tis

PRODUKTE & TIPPS

Kaufkosmos