Krieg in der Ukraine Selenskyj wirbt um US-Militärhilfe und Raketen großer Reichweite

In der umkämpften Stadt Awdijiwka spitzt sich die Lage zu.
In der umkämpften Stadt Awdijiwka spitzt sich die Lage zu.
© AP
In Kiew sind der Generalinspekteur der Bundeswehr und US-Vertreter, um über neue Hilfen für die Ukraine zu sprechen. In den USA wird über die Freigabe weiterer Milliarden für den Kampf der Ukraine gegen den russischen Angriffskrieg gestritten.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat bei einem Treffen mit Vertretern aus Washington für weitere US-Milliardenhilfen zur Stärkung der Verteidigungskraft Kiews geworben. "Ich bin überzeugt, dass der Kongress die Entscheidung treffen wird, die Ukraine mit der notwendigen Hilfe zu unterstützen. Das wird unsere Verteidigung stärken", sagte Selenskyj in Kiew. Er veröffentlichte dazu unter anderem im sozialen Netzwerk X (vormals Twitter) ein Video von dem Gespräch mit Vertretern des US-Repräsentantenhauses. In den USA wird über die Freigabe weiterer Milliarden für den Kampf der Ukraine gegen den russischen Angriffskrieg gestritten.

Erneuter Wunsch nach taktischen Raketen

"Wir dürfen nicht zurückstecken in unserem Kampf gegen den Aggressor", sagte Selenskyj. Die Ukraine sei angewiesen auf Verbündete wie die USA. Nötig seien ein Ausbau der Flugabwehr mit US-Systemen vom Typ Patriot und eine Zusammenarbeit bei der Produktion moderner Drohnen und Ausrüstung zur elektronischen Kriegsführung. In seiner abendlichen Videobotschaft sprach Selenskyj auch von der Notwendigkeit weitreichender Waffen – "besonders ATACMS mit 300 Kilometern Reichweite, zu denen es leider immer noch keine Entscheidung gibt".

Selenskyj dankte den USA einmal mehr für die bisher geleistete Hilfe. Die Herausforderungen seien weiter groß. In Europa gebe es immer mehr Stimmen, die vor einer Ausweitung der russischen Aggression warnten, sagte er. "Wir können die Ausbreitung des Krieges und des russischen Bösen nicht erlauben. Putin wird erst ernüchtert sein, wenn ihm Stärke entgegengestellt wird." Kremlchef Wladimir Putin hatte seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine am 24. Februar 2022 begonnen.

Russische Drohnenangriffe in der Nacht

Ukrainischen Angaben zufolge griff Russland in der Nacht zum Samstag erneut Ziele in der Ukraine mit Shahed-Drohnen an. Bei einem Angriff auf die Stadt Charkiw sei auch zivile Infrastruktur getroffen worden, schrieb der Bürgermeister von Charkiw, Ihor Terechow, auf seinem Telegram-Kanal. An einer Tankstelle sei Benzin entflammt, 14 Privathäuser hätten gebrannt, schrieb Terechow weiter. In der Schwarzmeerregion Odessa im Süden wurde laut Militärgouverneur Oleh Kiper unterdessen ein 44 Jahre alter Mann durch Granatsplitter am Arm verletzt. 

Bundeswehr-Generalinspekteur trifft neuen Oberkommandierenden

In Kiew traf indes der Generalinspekteur der Bundeswehr, Carsten Breuer, den frisch ernannten Oberkommandierenden der ukrainischen Streitkräfte, Olexander Syrskyj, zu Gesprächen über weitere deutsche Waffenhilfen. Syrskyj habe seinen deutschen Kollegen über die Lage an der Front informiert und für Deutschlands Hilfe bei der Stärkung der ukrainischen Armee gedankt, teilte der ukrainische Verteidigungsminister Rustem Umjerow mit. "Die Bedürfnisse der ukrainischen Verteidigungskräfte bei Bewaffnung, Munitionierung und Flugabwehrsystemen wurden diskutiert", schrieb Umjerow. 

Syrskyj hatte zuvor von dem bisherigen höchsten Militär Walerij Saluschnyj den Posten übernommen. Die Erwartungen an den neuen Oberkommandierenden sind hoch.  Der Berater im Präsidentenbüro, Mychajlo Podoljak, sagte im ukrainischen Einheitsfernsehen, dass Syrskyj etwa eine Bestandsaufnahme machen müsse, weil von einer Million für den Krieg mobilisierten Soldaten nur etwa bis zu 300 000 im Einsatz gewesen seien. Es müsse geklärt werden, wer wo eingesetzt sei. Erst danach könne gesagt werden, wie viele Rekruten noch nötig seien, sagte Podoljak. Viele Soldaten sind demnach weit vom Krieg entfernt. Geklärt werden müsse auch, wie jene, die bereits seit fast 24 Monaten im Kampfeinsatz seien, durch Rotation ersetzt werden.

Selenskyj erwarte von seinem neuen obersten Militär Erfolge im Kampf gegen die russische Invasion, nachdem die Großoffensive unter Saluschnyj im vergangenen Jahr deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben war. "Wir können uns nicht im Zustand einer Stagnation 2024 befinden", sagte Podoljak.

Kra/DPA