Simbabwe Keine andere Wahl als die Wahl

Die Regierung schickte ihre Schlägertrupps los, der Oppositionsführer hatte seine Kandidatur zurückgezogen, die internationale Gemeinschaft angekündigt, den Urnengang zu ignorieren - doch ungeachtet dessen ließ sich Robert Mugabe wiederwählen. Das Ausland spricht von "Wahlfarce".

Simbabwes Präsident Robert Mugabe hat sich trotz internationaler Proteste im Amt bestätigen lassen. Nach dem Rückzug der Opposition fand der zweite Durchgang der Präsidentenwahl ohne Gegenkandidaten statt. Aus Angst vor weiterer Gewalt gegen seine Anhänger ermunterte Oppositionschef Morgan Tsvangirai die 13 Millionen Bürger, bei Gefahr für Leib und Leben trotz des Boykotts seiner Bewegung für Demokratischen Wandel zur Wahl zu gehen. "Riskiert euer Leben nicht", sagte er. "Der Sieg des Volkes mag sich verzögern, aber er wird kommen."

Tsvangirai warf der Regierung vor, die Menschen unter Druck zu setzen und zur Abstimmung zu zwingen. "Was sich heute abgespielt hat, war keine Wahl", sagte er vor Journalisten. Die Menschen seien massenweise eingeschüchtert worden. Was immer geschehe, die Welt werde das Ergebnis nicht anerkennen. Die Wahlkommission stellte einen reibungslosen Verlauf fest. "Alles läuft planmäßig, und die Menschen stimmen friedlich ab", sagte der stellvertretende Wahlleiter Utoile Silaigwana. Allgemein wurde eine geringe Wahlbeteiligung erwartet.

Anhänger der Regierungspartei Zanu-PF zogen durch die Straßen, sangen Revolutionslieder und bedrängten Passanten. "Ich hatte keine andere Wahl als zu wählen, damit ich sicher sein kann", sagte eine junge Tomatenverkäuferin. Menschenrechtler berichteten, in ländlichen Gebieten sei Einwohnern mit Brandanschlägen auf ihre Häuser gedroht worden, sollten sie nicht ihre Stimme abgeben. Die Polizei in der Hauptstadt nahm zwei einheimische Journalisten fest, die Mugabe bei der Stimmabgabe beobachten wollten. Hunderte ausländische Journalisten hatten vor der Wahl keine Einreisegenehmigung erhalten.

Die Europäische Union verurteilte die Abstimmung als Täuschung. Die EU erkenne weder die Wahl noch deren Ergebnis als rechtmäßig an, sagte ein Sprecher der EU-Kommission.

Auch die acht führenden Industrienationen sprachen Mugabe die demokratische Legitimation ab. Eine Regierung, die nicht den Willen den Volkes widerspiegele, werde nicht akzeptiert. Vielmehr müsse das Ergebnis der ersten Wahlrunde respektiert werden, hieß es in der Abschlusserklärung eines Treffens in Kyoto. Am 29. März hatte Tsvangirai mehr Stimmen erhalten als Mugabe, dem offiziellen Ergebnis zufolge aber den direkten Einzug ins Amt verfehlt.

US-Außenministerin Condoleezza Rice und ihr deutscher Kollege Frank-Walter Steinmeier kündigten Beratungen im UN-Sicherheitsrat über Sanktionen gegen das afrikanische Land an. Entwicklungshilfeministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul rief die Afrikanische Union auf, Mugabe die Anerkennung zu versagen. "Mugabe kann nach dieser Wahlfarce auf keinen Fall anerkannt werden, und er darf keine Chance mehr haben, dieses Land und seine Menschen zu tyrannisieren", sagte die SPD-Politikerin im Deutschlandfunk.

Die Wahl war auch Thema von Beratungen der Afrikanischen Union (AU). "Ich glaube nicht, dass wir das Ergebnis akzeptieren werden, aber noch reden wir darüber", sagte einer der in Scharm al Scheich anwesenden Außenminister. Mugabe will am AU-Gipfel in dem ägyptischen Badeort teilnehmen. Ein Ausschuss der Staatengemeinschaft im südlichen Afrika hatte ihn vergebens gedrängt, die Wahl zu verschieben.

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Chris Chinaka/DPA