John Kerry wird bei der amerikanischen Präsidentschaftswahl im November gegen Amtsinhaber George W. Bush antreten. Mit einem historischen Durchmarsch bei den demokratischen Vorwahlen sicherte sich der Senator aus Massachusetts am "Super-Dienstag" die Kandidatur seiner Partei. Er gewann neun der zehn Entscheidungen zwischen Ost- und Westküste. Sein stärkster verbliebener Konkurrent John Edwards signalisierte seinen Rückzug aus dem Rennen. Bush gratulierte Kerry zu seinem Triumph.
Kampfansage an Bush
Kerry nutzte eine Siegesrede zu einer Kampfansage an Bush. "Heute kann die Botschaft im ganzen Land gehört werden: Veränderung kommt nach Amerika" sagte der hochdekorierte Vietnam-Veteran in Washington. "Wir werden kämpfen, um Amerika seine Zukunft und seine Hoffnung zurückzugeben." Wenn Bush die nationale Sicherheit zu einem Schwerpunktthema machen wolle, solle er das tun: "Ich bin ein Kämpfer, und seit mehr als 30 Jahren stehe ich an den Fronten für Fairness und die etablierten amerikanischen Werte," erklärte der 60-Jährige.
Die Außenpolitik der Regierung Bush sei rücksichtslos, arrogant und von Ideologien bestimmt, sagte Kerry weiter. Er dagegen wolle alte Allianzen erneuern und neue aufbauen, denn nur so könne der Krieg gegen den Terrorismus gewonnen werden.
Anruf von George Bush
Bush rief Kerry an und wünschte sich einen "temperamentvollen Wettbewerb", teilte der Wahlkampfmanager des Präsidenten, Ken Mehlmann mit. Edwards bezeichnete Kerry als Freund und lobte dessen bisherigen Wahlkampf. "Er ist ein außerordentlicher Verfechter für die Dinge, an die wir alle glauben." Öffentlich erklärte er noch nicht seine Aufgabe, die Nachrichtenagentur AP erfuhr aber, dass Edwards noch am Mittwoch in Raleigh in seinem Heimatstaat North Carolina diese bekannt geben werde. Kerry wies sein Team an, nach einem Vizepräsidenten-Kandidaten Ausschau zu halten.
Sieger in neun von zehn Bundesstaaten
Kerry gewann am Dienstag in Kalifornien, Ohio, Maryland, Minnesota, Connecticut, Massachusetts, New York und Rhode Island mit zum Teil riesigem Vorsprung. In Georgia gewann er knapp vor Edwards, in Vermont siegte der vor zwei Wochen aus dem Rennen ausgeschiedene Howard Dean.
Historischer Durchmarsch
Kerrys Siegeszug ist in der Geschichte seiner Partei historisch: 27 von 30 Vorwahlen entschied er für sich. Dabei stand seine Kampagne vor sechs Wochen vor den ersten Entscheidungen in Iowa und New Hampshire sogar vor dem Aus, der Favorit war damals Dean. Die ersten beiden Erfolge erzeugten dann aber eine Eigendynamik, die Kerry von Sieg zu Sieg eilen ließ.
"Anybody but Bush"
Wählernachfragen am "Super-Dienstag" zeichneten ein klares Bild von den Wählererwartungen: Viele nannten einen starken Herausforderer für Bush ihr wichtigstes Anliegen. "Ich bin ein ABB-Typ", sagte ein Anhänger Deans, Jeffrey Hughes. "Anybody but Bush." ("Jeder andere als Bush"). Ron Debry in Cincinnati erklärte: "Was mich hierher getrieben hat, ist der Wunsch, Bush los zu werden. Und das hat mich zu Kerry geführt. "Für die Nominierung der Demokratischen Partei braucht Kerry 2.162 Delegiertenstimmen. Nach seinen Siegen am Dienstag kommt er auf 1.292 Stimmen, Edwards auf 438.
Kerry wollte am Mittwoch in Florida den allgemeinen Wahlkampf eröffnen. Er zeigte sich zuversichtlich, ausreichend Spenden sammeln zu können, auch wenn der Präsident einen gewaltigen Vorsprung habe: "Ich bin ein Kämpfer".