Syrien Agrarminister wird neuer Regierungschef

Der bisherige syrische Landwirtschaftsminister Riad Hidschab wurde von Präsident Baschar al Assad zum neuen Regierungschef ernannt. Unterdessen meldet die Beobachtungsstelle für Menschenrechte schwere Gefechte im ganzen Land.

Der syrische Präsident Baschar al Assad hat den früheren Landwirtschaftsminister Riad Farid Hedschab zum neuen Regierungschef ernannt. Das meldete das staatliche Fernsehen am Mittwoch. Hedschab ist Mitglied der Baath-Partei, mit der die Assad-Familie einst an die Macht gekommen war. Der neue Ministerpräsident gilt als "Falke". Er entstammt einer bekannten Familie aus der Provinz Deir as-Saur, wo er 1966 geboren wurde.

Vor seiner Zeit als Minister diente der ehemalige Studentenführer als Provinzgouverneur. Die syrische Verfassung sieht vor, dass der Präsident nach einer Parlamentswahl einen neuen Regierungschef bestimmt. Die Syrer hatten am 7. Mai ein neues Parlament gewählt. Es war die erste Wahl seit der Abschaffung des Monoplos der Baath-Partei durch die neue Verfassung. Die Regimegegner hatten die Wahl boykottiert.

Unterdessen geht die Gewalt weiter: In der Nacht zum Mittwoch gab es in der Hauptstadt Damaskus heftige Gefechte zwischen Aufständischen und der Armee. Das schwere Gewehrfeuer in mehreren Stadtvierteln war in der ganzen Stadt zu hören, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitteilte. Heftige Gefechte gab es demnach auch in Harasta nördlich von Damaskus sowie in den umliegenden Orten Duma, Irbin, Samalka und Dschdaidet Artus.

Konflikt greift auf Libanon über

In der Provinz Latakia im Nordwesten des Landes wurden den Angaben zufolge sechs Zivilisten von Regierungstruppen getötet. In dem Dorf Schirkak starben demnach ein Ehepaar und sein Kind. Drei weitere Tote gab es in der Stadt al Hiffa, die schon seit Dienstag von der Armee beschossen wird. An den Kämpfen sind demnach auch bewaffnete Bewohner benachbarter Dörfern beteiligt, welche die Regierung unterstützen. Der oppositionelle Syrische Nationalrat forderte die in Syrien stationierten UN-Beobachter auf, in die Region um al Hiffa zu reisen.

Drei weitere Tote gab es nach Angaben der Beobachtungsstelle in der Region um Aleppo im Norden und in Hama im Süden des Landes. In dem Dorf Salma in den syrischen Kurdengebieten starb demnach ein Offizier der Rebellenarmee. Am Dienstag waren landesweit mindestens 55 Menschen getötet worden, darunter 26 Soldaten, 19 Zivilisten und zehn Aufständische.

Auch an der Grenze zum Libanon kam es nach Angaben aus Sicherheitskreisen zu Zusammenstößen. Wie ein Sicherheitsvertreter und der Bürgermeister von Ersal sagten, hatten in der Region in der Nacht vier Libanesen versucht, auf die syrische Seite der Grenze zu gelangen und waren dabei von syrischen Soldaten beschossen worden. Dabei sei einer der Männer getötet worden.

Der blutige Konflikt in Syrien hatte in den vergangenen Wochen vermehrt auf das Nachbarland übergegriffen. Bei Auseinandersetzungen zwischen Anhängern und Gegnern von Assad in der Stadt Tripoli wurden seit Mitte Mai mehr als 20 Menschen im Libanon getötet. Die meisten Bewohner von Ersal unterstützen die Aufständischen in Syrien.

DPA
kave/DPA