Syrien UN-Beobachter setzen ihre Mission aus

In der Rebellenhochburg Homs eskaliert erneut die Gewalt. Tausende Familien sollen eingekesselt sein. Die UN-Beobachter ziehen sich jedoch zurück - der Einsatz sei derzeit zu gefährlich. Die Führung in Damaskus äußert Verständnis dafür.

Nach zwei Monaten haben die UN-Beobachter in Syrien ihre Mission abgebrochen. Der Einsatz werde ausgesetzt, teilte der Missionsleiter, der norwegische General Robert Mood, am Samstag mit. Mood hatte den Konfliktparteien am Freitag vorgeworfen, zur Eskalation der Lage beizutragen, wodurch das Leben der unbewaffneten Beobachter zunehmend in Gefahr gerate. "Die Beobachter stellen ihre Patrouillen bis auf Weiteres ein." Die Mission werde wieder aufgenommen, wenn es die Situation erlaube.

Die Führung in Damaskus hat Verständnis für die Entscheidung geäußert, angesichts der eskalierenden Gewalt die UN-Beobachtermission auszusetzen. Es verstehe die Entscheidung, "die Sicherheit der Beobachter zu schützen", hieß es in einer am Samstag von der amtlichen Nachrichtenagentur Sana veröffentlichten Erkärung des Ministeriums. Erneut machte das Ministerium "terroristische Gruppierungen" für die Gewalt verantwortlich. "Bewaffnete Terroristen" hätten ihre Angriffe, vor allem gegen UN-Beobachter, ausgeweitet.

Der UN-Sicherheitsrat hatte am 14. April die Entsendung von Beobachtern nach Syrien beschlossen. Tags darauf traf das erste Vorausteam in Syrien ein, nach und nach wurde die Mission auf 300 Beobachter aufgestockt. Ihre Aufgabe war es, die Einhaltung einer Waffenruhe zwischen den Aufständischen und den Sicherheitskräften von Präsident Baschar al Assad zu überwachen. Die Mission konnte jedoch nicht verhindern, dass das Blutvergießen weiterging.

Bei neuer Gewalt sind in der Nacht zum Samstag neun Menschen getötet worden. Allein bei einem Artillerieangriff der Truppen von Präsident Baschar al Assad auf die Vorstadt Duma bei Damaskus starben sechs Zivilisten, unter ihnen drei Frauen, wie das Syrische Beobachtungszentrum für Menschenrechte in London berichtete. Syrische Aktivisten in Beirut appellierten indes an die Vereinten Nationen (UN), den Abtransport von 200 verletzten Menschen aus Homs zu ermöglichen. Die Großstadt in Zentral-Syrien wird seit Monaten von den Regime-Truppen belagert und beschossen.

Zivilisten in Homs eingekesselt

Mehr als tausend Familien sind nach Angaben von Menschenrechtsaktivisten in der zentralsyrischen Stadt Homs eingekesselt. Sie stünden in mehreren Vierteln unter dauerndem Beschuss, wie die in Londons ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Samstag mitteilte. Sie forderte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon auf, "unverzüglich einzugreifen, um die ständigen Bombardierungen zu stoppen und die mehr als tausend umzingelten Familien in Sicherheit zu bringen".

Die Uno müsse auch dafür sorgen, dass "dutzende Verletzte" aus Homs, das als Hochburg der Gegner von Präsident Baschar al Assad gilt, abtransportiert werden könnten, erklärte die Beobachtungsstelle weiter. Viele von ihnen seien angesichts fehlender medizinischer Versorgung in Lebensgefahr. Am Freitag hatte die Beobachtungsstelle bereits das Rote Kreuz und den Roten Halbmond aufgefordert, medizinische Teams nach Homs zu schicken. Frankreich hatte sich am Freitagabend äußerst besorgt über Informationen gezeigt, dass eine Militäraktion in der zentralsyrischen Stadt unmittelbar bevorstehe.

DPA
kmi/swd/DPA/AFP