Kurz nach den Terroranschlägen in Paris übernahm der Islamische Staat die Verantwortung für die Taten und Frankreich setzte darauf Kampfflieger ein, um zurückzuschlagen und Stellungen in der syrischen IS-Hochburg Rakka anzugreifen. Der australische TV-Moderator Waleed Aly bezweifelt jedoch in einem emotionalen Beitrag von "The Project" eine direkte Verbindung der Terroristen aus Paris zu der Terrormiliz. "Der IS ist schwach", lautet seine These. "Ich weiß, es sieht im Moment nicht so aus, doch es ist die Wahrheit. Und sie wollen nicht, dass Sie es wissen."
Zwar sei es ein islamistischer Angriff gewesen, im Zeichen des Islamischen Staates. Doch der Moderator bringt es auf den Punkt: "Das Problem ist, dass wir bislang nicht wissen, ob der Angriff direkt von der IS-Führung in Syrien geplant, befohlen und finanziert wurde." Denn dies sei genau die Strategie des IS - er übernimmt für jeden terroristischen Akt im Westen sofort die Verantwortung, um größer und stärker zu wirken, als er eigentlich ist.
Terroristen mit "Do it yourself-Anleitung"
Der Moderator nennt einige Beispiele wie den Angriff auf das kanadische Parlamentsgebäude in Ottawa 2014 oder die Geiselnahme in Sydney im gleichen Jahr. Doch die Terrormiliz habe diese Attentäter nicht kontrolliert. Sie hätten Terroristen nur eine "Do it yourself-Anleitung" gegeben, aber sonst nichts von Plänen der Taten gewusst.
Ein Indiz dafür ist ein Text in einem monatlich erscheinenden IS-Magazin. Es sei wichtig, dass die Morde dem Islamischen Staat zugeordnet werden, heißt es dort. "Das kann einfach aus der Anonymität heraus geschehen. Ansonsten lassen die Kreuzfahrer-Medien solche Attacken als zufällige Morde erscheinen." In Verbindung mit der Terrormiliz erzeugen islamistische Terrorakte weltweit Schlagzeilen - und genau das sei eine Strategie des IS.
Das von den Dschihadisten eroberte Land in Syrien und dem Irak sei von schwachen Gegnern errungen worden, sagt Moderator Waleed. Luftangriffen der westlichen Allianz hätten die Terroristen nichts entgegenzusetzen, zudem hätte sie kürzlich große Gebiete ihres Kalifats verloren. Einer richtigen Armee auf einem echten Schlachtfeld könne der IS nicht standhalten.
"Keiner von uns will diesen Dreckskerlen helfen"
Deshalb wolle das Terrornetzwerk Angst erzeugen. "Sie wollen, dass Sie wütend werden. Sie wollen, dass wir alle feindselig werden." Die Strategie sei, die Welt in zwei Lager zu spalten. "Sie wollen den Dritten Weltkrieg starten", sagt Waleed. Einen globalen Krieg zwischen Muslimen und allen anderen. Dafür sollen Harmonie und Zusammenhalt in den westlichen Gesellschaften zerstört werden. Für die IS-Anführer sei es eine gute Entwicklung, wenn Muslime nach der Terrorserie in Paris auch in Großbritannien, den USA oder Australien bedroht und angegriffen würden.
Die Idee sei es, Muslime zum Feind des Westens zu machen, damit sie nur noch den Islamischen Staat als Zuflucht wählen könnten. Das sei die Strategie im Irak gewesen, die sie nun global ausweiten wollen. "Ich bin wütend auf diese Terroristen", sagt Waleed. "Die Gewalt macht mich krank und ich bin niedergeschmettert nach dem Verlust der Familien, die zurückbleiben." Aber manipulieren lassen will sich Waleed nicht. "Wir müssen zusammenhalten", sagt er. Denn das sei exakt, was der IS nicht will. Hass würde dem IS nur helfen. "Und keiner von uns will diesen Dreckskerlen helfen."
Auch ein viel geteilter Facebook-Beitrag des Franzosen Antoine Leiris, der seine Frau bei den Anschlägen am Freitag verloren hat, mahnt, dem Versuch des IS, Hass in der westlichen Welt zu säen, nicht beizugeben.