Es war eine dreiste aber hartnäckige Lüge, die Donald Trump indirekt geholfen hat, ins Weiße Haus einzuziehen. Bereits um 2010 herum begann der damalige TV-Star mit einer Präsidentschaftskandidatur zu liebäugeln. Seine Motivation: Er habe Zweifel an Barack Obamas Herkunft, wie er sagte. Trump machte sich die sogenannte Birther-Theorie zu Eigen, nach der der damalige US-Präsident nicht auf Hawaii sondern außerhalb der USA, in Kenia, geboren worden und damit ein illegitimes Staatsoberhaupt sei. Obwohl diese Verschwörungstheorie mehrfach widerlegt worden war, wiederholte Trump sie so oft, dass selbst vor zwei Jahren noch mehr als 30 Prozent der Amerikaner an sie glaubten.
Sein "Erfolgsrezept" unablässig mit Schmutz um sich zu werfen, funktioniert auch bei seiner nachweislich größten und mutmaßlich zersetzendsten Lüge, die von der "gestohlenen Wahl". Vier Prozent der Demokraten, 30 Prozent der Unabhängigen und sage und schreibe drei Viertel der Republikaner sind der Ansicht, dass die Abstimmung vom 3. November manipuliert worden sei und Donald Trump die Wahl gewonnen habe. Auch bei seinem ersten großen Auftritt nach den Ausscheiden aus dem Amt wiederholte er seine Behauptung und wurde vom ultrakonservativem Publikum der CPAC-Konferenz gefeiert wie der Erlöser.
Viele Falschbehauptungen in Florida
"Eigentlich haben die Demokraten gerade das Weiße Haus verloren, wie Ihr wisst", sagte er in den tosenden Applaus hinein und fügte über eine mögliche weitere Kandidatur an: "Ich könnte sogar beschließen, sie ein drittes Mal zu schlagen." Tatsächlich hat Trump nicht ein einziges Mal einen Demokraten geschlagen. 2016 unterlag er Hillary Clinton und wurde nur wegen der Eigentümlichkeiten des US-Wahlsystems Präsident. 2020 hatte er zwar zwölf Millionen Stimmen mehr bekommen als vier Jahre zuvor, aber das waren immer noch sieben Millionen weniger als Kontrahent und Wahlgewinner Joe Biden. Es waren nicht die einzigen Falschbehauptungen bei seiner Rede in Orlando, Florida.
- Über seinen (umstrittenen) Führungsanspruch in der republikanischen Partei: "Mit mir an der Spitze hat kein einziges Mitglied des Kongresses seine Wahl verloren - das erste Mal seit Jahrzehnten." Das ist falsch, wie die "New York Times" befindet, die die Rede Trumps unter die Lupe genommen hat. Zwar musste unter dem Präsidentschaftskandidaten Trump kein Republikaner seinen Sitz im Repräsentantenhaus an einen Demokraten abgeben, dafür aber haben zwei konservative Senatoren ihre Sitze verloren.
Auch nicht korrekt waren seine diversen Behauptungen über Einwanderung und Grenzsicherung, eines der Kernthemen konservativer Republikaner.
- Falsch etwa war Trumps Aussage, nach der die Zahl illegaler Einwanderungen während seiner Regierung auf ein historisch niedriges Niveau gefallen sei. Tatsächlich wurden in Trumps letzten Amtsjahr 2020 nur noch 200.000 illegale Grenzübertritte gezählt – statt den 850.000 wie noch 2019. Doch eine ähnlich niedrige Zahl wurde schon in den 70er-Jahren erreicht worden. Und in seinen ersten beiden Jahren im Weißen Haus gab es genauso viel illegale Zuwanderung wie zuvor unter Barack Obama, so die "New York Times".
- Ebenso wenig korrekt war Trumps Behauptung, dass sein Nachfolger Joe Biden alle Abschiebungen ausgesetzt habe, auch die für "Mörder". Tatsächlich hat die neue Regierung ein 100-tägiges Abschiebmoratorium erlassen, dass zum einen von einem Gericht teilweise wieder gekippt wurde und ausdrücklich "Bedrohungen der nationalen Sicherheit" ausschließt, wozu Schwerverbrecher wie Mörder zählen.
- Auch Trumps Aussage, Bidens Anordnungen zur Grenzsicherheit seien plötzlich ausgetauscht und daher ein "Betrug am amerikanischen Volk", ist laut der "New York Times" zumindest irreführend, da der neue US-Präsident aus ihr nie ein Geheimnis gemacht habe und der Ex-Präsident einige Vorschläge Bidens im Wahlkampf sogar ausdrücklich kritisiert hatte.
Donald Trumps wirrer Umgang mit Corona-Fakten
Neben einer Reihe von oft wiederholten Dauerlügen (der Staat wisse "nichts über Asylbewerber", die USA hätten die "stärkste Wirtschaft in der Weltgeschichte", das Handelsdefizit mit China "ist zurückgegangen") würfelte er erneut Aussagen zum Coronaschutz durcheinander. Vor allem die seines von ihm geschassten Chef-Virologen Anthony Fauci. "Er sagte, Maskentragen sei nicht gut, dann plötzlich wollte er "doppelte Masken". Die Behauptung zeigt ein häufiges Dilemma bei der Kritik an Corona-Maßnahmen. Die Worte des führenden US- Immunologen wurden unzulässig verkürzt, dann falsch verstanden und letztlich missverständlich wiedergegeben.
CNN-Reporter Daniel Dale, der sich einen Ruf als akribischer Trump-Faktenchecker erarbeitet hat, schrieb nach der Rede auf Twitter: "Trump stellt viel mehr falsche Behauptungen in dieser einen Rede auf als Biden in seinen ersten fünf Wochen insgesamt." Der "Lügendetektor" der US-Seite "Politifacts" hat zwischen 2007 bis 2021 32 Aussagen des jetzigen Präsidenten als Lüge enttarnt. Zum Vergleich: Die "Washington Post" zählte allein in seiner Amtszeit rund 30.000 Falschbehauptungen Trumps.
Quellen: "New York Times", Politifact, FiveThirtyEight, ABC News, "The Hill", "Washington Post"