Bei einem russischen Angriff auf Cherson sind nach ukrainischen Angaben mindestens sieben Menschen getötet worden. 58 weitere seien bei der Bombardierung des Zentrums der südukrainischen Stadt verletzt worden, teilte der stellvertretende Leiter des ukrainischen Präsidialbüros, Kyrylo Tymoschenko, am Samstag mit. Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach von einem Akt des "Terrors", mit dem Russland die Ukrainerinnen und Ukrainer "einschüchtern" wolle.
Der Angriff habe sich nicht gegen militärische Einrichtungen gerichtet, erklärte Selenskyj auf Telegram. "Das ist kein Krieg nach den festgelegten Regeln. Das ist Terror, das ist Töten zur Einschüchterung und zum Vergnügen", kritisierte er. "Die Welt muss sehen und verstehen, gegen welches absolute Böse wir kämpfen."
Selenskyj warnt vor Angriffen an den Feiertagen
Zuvor hatte der ukrainische Präsident seine Bürger bereits vor möglichen russischen Angriffen an den kommenden Feiertagen und während der Urlaubszeit gewarnt. "Mit der nahenden Ferienzeit könnten die russischen Terroristen wieder aktiv werden", sagte Selenskyj am Freitagabend in seiner täglichen Videoansprache. "Sie verachten christliche Werte und jegliche Werte im Allgemeinen."
Selenskyj forderte die Ukrainer auf, in den kommenden Tagen besonders wachsam zu sein. "Bitte beachten Sie daher die Luftschutzsignale, helfen Sie sich gegenseitig und achten Sie immer aufeinander", sagte er. Gleichzeitig richtete er eine ungewöhnlich scharfe Warnung an Russland. "Die Bürger Russlands müssen klar verstehen, dass Terror nie unbeantwortet bleibt", sagte er – ohne dies näher zu erläutern.
Die ukrainische Militärführung hatte in den vergangenen Tagen wiederholt vor möglichen neuen Raketenangriffen auf die Infrastruktur und Energieversorgung des Landes gewarnt. Unter anderem verwies das Militär am Freitag darauf, dass im Schwarzen Meer ein russischer Flottenverband unterwegs sei, zu dem auch ein mit Marschflugkörpern bestücktes Kriegsschiff gehöre.
Eine historische Rede, tosender Applaus und jede Menge Geschenke – Selenskyjs Überraschungsbesuch in Bildern

Putin klettert auf Panzer und fordert mehr Rüstungsanstrengungen
Unterdessen hat Kremlchef Putin von der russischen Rüstungsindustrie mehr Anstrengungen zur Unterstützung der Streitkräfte seines Landes gefordert. "Die Schlüsselaufgabe der Unternehmen der Rüstungsindustrie ist die Versorgung aller Einheiten mit allen notwendigen Waffen, mit Technik, Munition und Ausrüstung", sagte der russische Präsident am Freitag beim Besuch eines Rüstungsbetriebs in Tula südlich von Moskau. "Zudem muss diese Versorgung im benötigten Umfang und entsprechender Menge und innerhalb der Fristen erfolgen."
In einer Werkshalle kletterte Putin auf einen auf Hochglanz polierten Panzer, wie Videos zeigten. Er forderte, bei der Produktion von Waffen die "bisherigen Kampferfahrungen" einfließen zu lassen – vermied allerdings jeden Hinweis darauf, wo diese "Kampferfahrungen" gesammelt wurden.
Putin hatte am Mittwoch bei einer Sitzung im Verteidigungsministerium ein höheres Tempo bei der Aufrüstung und Modernisierung der Streitkräfte gefordert. Für die weitere Aufrüstung der Armee gebe es "keine finanziellen Beschränkungen", sagte er. Zudem sollen die Streitkräfte demnach um knapp 350.000 Soldaten auf eine Stärke von 1,5 Millionen Mann ausgebaut werden.
Gute Nachrichten für die Ukraine kommen aus den USA: Der US-Kongress hat den neuen Regierungshaushalt verabschiedet, der unter anderem milliardenschwere Hilfen für das kriegsgebeutelte Land vorsieht. Das US-Repräsentantenhaus stimmte dem Etat mit einem Volumen von 1,7 Billionen US-Dollar (1,6 Billionen Euro) am Freitag zu. Für die Unterstützung der Ukraine sind rund 45 Milliarden US-Dollar vorgesehen.