"Ukraine – die Lage" Sicherheitsexperte Mölling warnt vor Missbrauch von Bildern aus dem Krieg

Rauch steigt nach israelischen Luftangriffen auf die Stadt Chan Junis im südlichen Gazastreifen auf
Rauch steigt nach israelischen Luftangriffen auf die Stadt Chan Junis im südlichen Gazastreifen auf
© Abed Rahim Khatib / DPA
Bilder aus dem Krieg im Nahen Osten scheinen "bei der Frage zu helfen, was richtig und was falsch ist", sagt Sicherheitsexperte Christian Mölling. Doch im Gegensatz zur Ukraine sei die Lage hier enorm komplex.

Der Sicherheitsexperte Christian Mölling hat vor dem Missbrauch von Bildern gewarnt, die das Leid der Zivilbevölkerung im Krieg zeigen. Mölling betonte am Freitag im stern-Podcast "Ukraine – die Lage", der Schutz von Unbeteiligten sei natürlich äußerst wichtig. Aber anders als in der Ukraine sei der Konflikt im Nahen Osten überaus komplex.

Mölling: Hamas nutzt Bilder von Zivilisten im Gazastreifen aus

Es gebe neben Israel die Hamas, den Islamischen Dschihad, die Hisbollah im Süden Libanons und weitere Akteure. "Das macht es natürlich enorm schwierig", sagte der Forschungsdirektor der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik. Und Bilder suggerierten zudem noch Hilfe bei der Frage, was richtig und was falsch ist. 

Er warf der Hamas vor, die palästinensischen Zivilisten im Gazastreifen rücksichtslos zu benutzen und ihr Leid als Waffe im Konflikt mit Israel einzusetzen. Er sagte: "Wir sind gerade erst auf dem Weg zu erkennen, dass die Ruchlosigkeit der Hamas und des Islamischen Dschihad der des russischen Regimes in der Brutalität und Grenzenlosigkeit nicht nachsteht. Da kennen die keine Grenzen." Zugleich begrüßte Mölling, dass die USA und andere westliche Staaten Israel zur Mäßigung bewegen wollen. "Ein aus Wut und Rache gestarteter Krieg hat natürlich Elemente von Blindheit", sagte er. 

Russland habe kein Interesse an iranischer Einmischung im Nahen Osten

Mölling erinnerte an das Grauen und die Brutalität des Überfalls der Hamas auf israelische Zivilisten. "Ich würde nicht sagen, dass die Trauer und die Wut verraucht sind", erklärte er. "Da sollte man sich keine Illusionen machen in einem Land, das seit seinem Bestehen im Überlebenskampf ist." Für die israelische Führung würden aber rationale Argumente an Bedeutung gewinnen. "Die Israelis haben kein Interesse, eine grenzenlosen Bodenoffensive zu führen – weil das ihre eigenen Truppen gefährden würde, es würde die Unterstützung durch den Westen letztendlich gefährden und es würde die Israelis, die in der Diaspora auf der ganzen Welt sind, gefährden. Das sehen wir hier in Berlin."

Für Israel gehe es nun insbesondere darum, die schlauen Köpfe hinter dem Hamas-Terror auszuschalten. "Das ist ja das Wichtigste", sagte er. "Hamas hat gezeigt, dass sie in der Lage ist, einen relativ komplexen Angriff zu planen und durchzuführen. Das ist ein Risiko für die Zukunft. Das muss man ausschalten für die Zukunft."

Nach Möllings Einschätzung hat Russland kein Interesse an einem großen Krieg im Nahen Osten unter Beteiligung des Irans. "Russland ist vom Iran in erheblichem Maße abhängig", sagte er. "Wenn der Iran in einen Konflikt eintreten würde, dann würde er die Ressourcen für sich brauchen." Russland dürfe dann nicht mehr darauf setzen, Drohnen aus dem Iran für den Krieg gegen die Ukraine zu erhalten. Im Gegenteil könnte der Iran von seinen Partnern in Moskau Waffen und Munition fordern. "Das kann Russland nicht wollen."

yks