Podcast "Ukraine – die Lage" Sicherheitsexperte Mölling sieht wenig Chancen für Uno im Ukraine-Krieg

Serge Lawrow Uno
Der russische Außenminister bei einer Sitzung des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen
© John Minchillo / DPA
Nach dem Auftritt des russischen Außenministers Sergej Lawrow bei den Vereinten Nationen in New York warnt der Sicherheitsexperte Christian Mölling davor, von der Weltorganisation einen Beitrag zum Frieden in der Ukraine zu erwarten.

Nach dem Auftritt des russischen Außenministers Sergej Lawrow bei den Vereinten Nationen in New York hat der Sicherheitsexperte Christian Mölling davor gewarnt, von der Weltorganisation einen Beitrag zum Frieden in der Ukraine zu erwarten. Mölling sagt im stern-Podcast "Ukraine – die Lage", die Idee der Uno sei es, dass die großen Mächte, wenn sie an einem Strang ziehen, wirklich etwas bewegen könnten. Im Ukraine-Konflikt täten sie das aber nicht.

"Da muss man mal den Zahn ziehen", sagt der Forschungsdirektor der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik. Er betont mit Blick auf den Krieg in Europa: "Die Uno ist kein neutrales Organ." Deshalb sei sie "erstmal zum Zuschauen verdammt" – und könne allenfalls versuchen, Schadensbegrenzung zu betreiben. Lawrow hatte in New York eine Sitzung des Sicherheitsrats geleitet, dessen Vorsitz Russland turnusmäßig hat. Dabei erhob er schwere Vorwürfe gegen den Westen.

Frankreichs Blockade schadet Europa

Heftig kritisierte Mölling Frankreichs Haltung im Streit um die zugesagten Munitionslieferungen der Europäischen Union an die Ukraine. Die Franzosen beharren bislang darauf, dass das Material ausschließlich aus europäischer Produktion stammt. Dies nennt Mölling eine "absolut wahnwitzige Perspektive". Es sei klar, dass die Europäer nicht liefern könnten. "Am Ende stehen wir alle schlechter da nach dieser Aktion", beklagt er. Die Zusage der Lieferungen sei auch ein strategisches Versprechen gewesen, das nun in Gefahr gerate. "An dieser Munition wird Europa keinen Erfolg feiern, aber es kann daran ganz, ganz böse scheitern", warnt er.

Mölling führt den Konflikt zurück auf eine "lange gepflegte französische Allergie gegen US-Aktivitäten im rüstungsindustriellen Bereich". Nur sei die Munition der falsche Punkt, um diesen Konflikt auszutragen. Denn: "Es gibt den Bedarf, den die Europäer nicht decken können."

Ukraine-Krieg in "Zwischenphase"

Die Ukrainer warten nach Möllings Einschätzung derzeit den optimalen Zeitpunkt für den Beginn ihrer erwarteten Offensive ab. Das Wetter spiele eine Rolle ebenso wie die Munitionsversorgung. Vor dem Start des Angriffs würden Schwächen in den russischen Linien erkundet und werde getestet, wo man bereits einen Schritt vorgehen könne. Der Angriff werde nicht mehr nur in großer Entfernung von der Front vorbereitet, habe aber auch noch nicht richtig begonnen. "Die Offensive beginnt ja nicht mit einem großen Knall", sagt Mölling. "Wir sind in einer Zwischenphase".

kng