Unruhen in Kirgisien Besetzte Regierungsgebäude wieder unter Kontrolle

Neue Unruhen im Süden der zentralasiatischen Republik Kirgistan haben erstmals seit dem blutigen Volksaufstand im April ein Menschenleben gefordert. 45 Menschen wurden durch Schüsse verletzt, fünf von ihnen schwer.

Bei neuen Unruhen in Kirgistan ist am Freitag mindestens ein Mensch ums Leben gekommen. Nach Behördenangaben wurden in Dschalal-Abad im Süden des Landes mehr als 40 weitere Menschen verletzt, als hunderte Anhänger und Gegner des gestürzten Staatschefs Kurmanbek Bakijew aufeinander losgingen. Besetzte Regierungsgebäude in Dschalal-Abad und Osch sind unterdessen wieder unter der Kontrolle der Sicherheitskräfte.

An den blutigen Ausschreitungen in Dschalal-Abad, der Hochburg der Bakijew-Anhänger im Süden des Landes, beteiligten sich nach Berichten örtlichen Medien rund 5000 Menschen. 26 der insgesamt 45 Verletzten erlitten nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Bischkek auch Schussverletzungen. In der ebenfalls im Süden gelegenen Stadt Osch gingen fünf Wochen nach dem Sturz des Präsidenten rund 400 Demonstranten mit Stöcken und Steinen aufeinander los.

Am Donnerstag hatten hunderte Bakijew-Anhänger in Dschalal-Abad, Osch und Batken die Amtsgebäude von Provinzregierungen besetzt. Sie belagerten außerdem zwei Flughäfen. Am Freitag übernahmen nach Angaben der Übergangsregierung wieder die Sicherheitskräfte die Kontrolle über die Gebäude. Sie wurden Medienberichten zufolge unter anderem von Spezialkräften zurückerobert.

Interims-Regierungschefin Rosa Otunbajewa machte die Anhänger Bakijews für die neuerliche Gewalt verantwortlich. Sie hätten auch geschossen und "wieder das Blut von kirgisischen Bürgern vergossen", sagte Otunbajewa in Bischkek. In der Hauptstadt war die Lage ihren Angaben zufolge ruhig. Ein anderer Vertreter der Übergangsregierung, Omurbek Tekebajew, warf Bakijew vor, hinter den Unruhen zu stecken, um einen "ethnischen Konflikt" in Kirgistan heraufzubeschwören.

Anfang April waren bei Massenprotesten gegen Bakijew 86 oppositionelle Demonstranten ums Leben gekommen, rund tausend weitere wurden verletzt. Der Präsident floh nach seinem Sturz nach Weißrussland, die Opposition setzte eine Übergangsregierung unter der früheren Außenministerin Otunbajewa ein.

Bakijew wurde im Zusammenhang mit dem Tod der Demonstranten wegen Massenmords angeklagt, die kirgisischen Behörden verlangten vergangene Woche formell seine Auslieferung von Weißrussland. Die neuen Proteste lassen eine weitere Eskalation der Lage in der zentralasiatischen Republik befürchten.

Die USA zeigten sich besorgt über den neuen Ausbruch "politisch motivierter Gewalt" im Süden Kirgistans. Die US-Botschaft in Bischkek rief alle Beteiligten dazu auf, die Probleme des Landes "friedlich" zu lösen. Kirgistan ist für die USA von strategischer Bedeutung, da sich in dem Land die Drehscheibe für den Truppennachschub nach Afghanistan befindet.

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AFP/DPA