Wagner-Chef US-Geheimdienste: Absichtliche Explosion wohl Ursache für Absturz von Prigoschin-Jet

Leuchtquellen beleuchten Teile des abgestürzten Privatjets in der Nähe des Dorfes Kuschenkino in der Region Twer
Leuchtquellen beleuchten Teile des abgestürzten Privatjets in der Nähe des Dorfes Kuschenkino in der Region Twer
© Uncredited/AP / DPA
Noch ist unklar, was genau das Privatflugzeug, in dem Wagner-Anführer Jewgeni Prigoschin höchstwahrscheinlich umkam, zum Absturz brachte. US-Geheimdienste gehen davon aus, dass eine absichtlich herbeigeführte Explosion die Ursache ist.

Wer oder was ist verantwortlich für den Absturz des Privatflugzeugs, bei dem der Anführer der berüchtigten Wagner-Söldnertruppe, Jewgeni Prigoschin, vermutlich ums Leben kam? Bislang sind die genauen Umstände ungeklärt, es gibt nur viele Indizien.

Eine vorläufige Einschätzung der US-Geheimdienste kommt jedoch zu dem Schluss, dass eine absichtliche Explosion den Absturz verursacht hat, wie die Nachrichtenagentur Associated Press (AP) berichtet.

Einer der amerikanischen und westlichen Beamten, die die erste Einschätzung beschrieben, sagte, dass Jewgeni Prigoschin "höchstwahrscheinlich" das Ziel gewesen sei und dass die Explosion zu Putins "langer Geschichte von Versuchen, seine Kritiker zum Schweigen zu bringen" passe.

Die Beamten, die anonym mit AP sprachen, machten keine näheren Angaben zu den Ursachen der Explosion.

USA sehen keine Beweise für Rakete als Ursache

Auch die "New York Times" berichtet unter Berufung auf Geheimdienstquellen, eine Explosion an Bord des Flugzeugs habe den Jet wahrscheinlich zum Absturz gebracht. Eine Explosion sei die führende Theorie zur Ursache. Die Explosion könnte durch eine Bombe oder einen anderen Sprengsatz ausgelöst worden sein, der im Flugzeug platziert worden sei, so die "NYT" weiter. Andere Theorien wie gepanschter Treibstoff würden ebenfalls untersucht, so die Beamten, die sich ebenfalls anonym äußerten.

Die USA sehen jedoch keine Beweise für einen Abschuss des Flugzeugs durch eine Boden-Luft-Rakete. Es gebe "keine Informationen, dass es eine Boden-Luft-Rakete gegeben hat", sagte der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, Pat Ryder, am Donnerstag bei einer Pressekonferenz im Pentagon. Berichte über eine Rakete seien "falsch". Er könne aber ebenfalls keine Angaben zur Absturzursache machen.

Kreml-Sprecher über Verwicklungen zu Prigoschin-Tod: "absolute Lüge"

Das Flugzeug war am Mittwochabend in der Region Twer nahe der Ortschaft Kuschenkino abgestürzt. Nach Angaben des Zivilschutzministeriums überlebte keiner der zehn Insassen. Die russische Luftfahrtbehörde Rosawiatsija bestätigte zeitgleich, dass sich Prigoschin an Bord der Maschine auf dem Weg von Moskau nach St. Petersburg befunden habe. Die Behörden gaben den Tod des Söldnerführers jedoch nicht offiziell bekannt, da die Leichen noch nicht identifiziert worden seien.

"Jedes Kind in Russland weiß, wer hinter Prigoschins Tod steckt" – Russland-Reporter über Schuldfrage
"Jedes Kind in Russland weiß, wer hinter Prigoschins Tod steckt" – Russland-Reporter über Schuldfrage
© n-tv.de
"Jedes Kind in Russland weiß, wer hinter Prigoschins Tod steckt" – Russland-Reporter über Schuldfrage

Der russische Präsident Wladimir Putin, den Prigoschin im Juni mit einer kurzzeitigen Rebellion offen herausgefordert hatte, sprach am Donnerstag "den Familien aller Opfer" sein Beileid aus. Zugleich bezeichnete er Prigoschin als "fähigen" Mann, der "schwere Fehler" begangen habe.

Putins Sprecher hat Vorwürfe zurückgewiesen, der Kreml sei in den mutmaßlichen Tod des Söldnerführers verwickelt. "Das ist eine absolute Lüge", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Freitag in Moskau. Es gebe viele Spekulationen um den Flugzeugabsturz, die "von einer bestimmten Ecke im Westen genährt werden", zitierten russische Nachrichtenagenturen Peskow.

Auch der Kreml habe den Tod Prigoschins noch nicht bestätigt. Peskow riet, die Ergebnisse der Ermittlungen abzuwarten, wie es Putin am Vortag getan hatte. "Wenn die offiziellen Ergebnisse zur Veröffentlichung bereit sind, werden sie veröffentlicht".

Quellen: Nachrichtenagenturen AP, AFP und DPA, "New York Times"

rw