Nach Ansicht von US-Vizeaußenminister Richard Armitage hat das Terrornetzwerk El Kaida nun auch die saudischen Prinzen zu Feinden erklärt. "El Kaida richtet seine terroristischen Aktivitäten gegen die Regierung und das Volk Saudi-Arabiens", sagte Armitage in der Nacht zum Montag nach einem Gespräch mit Kronprinz Abdullah Ibn Abdelasis in der Hauptstadt Riad. Dort waren am Sonntag bei einem Selbstmordanschlag auf eine Wohnanlage von Ausländern 17 Menschen getötet und 122 Menschen - meist Araber - verletzt worden. Für ihn gebe es keinen Zweifel, dass der jüngste Anschlag in Riad die Handschrift des Terrornetzwerks von Osama bin Laden trage.
"Diese Explosion wird nicht die einzige und nicht die letzte gewesen sein", fügte Armitage hinzu. Zu den Terrorwarnungen, die sein Ministerium dazu bewogen hatten, die US-Botschaft in Riad und das Konsulat am Samstag zu schließen, erklärte er: "Die Botschaft wurde nicht geschlossen, weil es konkrete Drohungen gegen sie gab, sondern wegen allgemeiner Drohungen, über die man auch auf saudischer Seite informiert war". Armitage lobte dennoch die Bemühungen der saudischen Sicherheitskräfte im Kampf gegen den Terrorismus.
Erneut ein US-Soldat bei Anschlag getötet
Nach Angaben eines US-Militärsprechers vom kam der Soldat der 18. Militärpolizei-Brigade bei einem Angriff in Iskandarija, etwa 50 Kilometer südlich von Bagdad, am Sonntagnachmittag ums Leben. Weitere Einzelheiten wurden zunächst nicht bekannt.
Seit dem von US-Präsident George W. Bush am 1. Mai verkündeten Ende der Hauptkampfhandlungen sind damit 151 US-Soldaten im Irak umgekommen.
US-Zivilverwalter erwartet Zunahme von Terroranschlägen
Die USA rechnen in den kommenden Monaten mit einer Zunahme von Terroranschlägen im Irak. Wie der US-Zivilverwalter im Irak, Paul Bremer, der in London erscheinenden "Times" (Montagausgabe) sagte, fehle den Alliierten jedoch ein funktionierendes Geheimdienstnetz, um dieser Bedrohung zu begegnen. Mehrere hundert dort eingedrungene Terroristen aus Syrien, dem Sudan, Jemen und Saudi-Arabien würden ihre blutigen Aktivitäten verstärken, um die amerikanischen und britischen Truppen aus dem Land zu vertreiben, sagte Bremer.
"Es wird eine zunehmende Anzahl von Angriffen und terroristischen Anschlägen geben, weil die Terroristen sehen, dass die Dynamik des Wiederaufbaus zu unseren Gunsten läuft", sagte Bremer der Zeitung und räumte ein: "Bevor unser Geheimdienst nicht besser wird, haben wir ein Problem." Die Alliierten tappten bei ihrem Kampf gegen die aus dem Ausland kommenden Terroristen und Gefolgsleute des gestürzten Machthabers Saddam Hussein im Dunkeln.
Terror, um den Wiederaufbau zu behindern
Bremer kündigte an, einen Vorschlag des irakischen Innenministeriums zu prüfen, wonach eine Spezialeinheit aus Milizen der unterschiedlichen irakischen Parteien zusammengestellt werden soll. Es sei "nicht unmöglich", dass an dieser Truppe auch frühere Mitglieder des Geheimdienstes von Saddam Hussein beteiligt würden.
Trotz der zunehmenden Gewalt und der bevorstehenden Präsidentschaftswahlen in den USA werde US-Präsident George W. Bush keine Truppen frühzeitig aus dem Irak abziehen, sagte Bremer. Dies hätte "fatale" Folgen für den Irak und den gesamten Nahen Osten. Er unterstrich, dass die Alliierten vor ihrem Abzug aus dem Irak dort die "beste Demokratie der Region" etablieren würden und die meisten Iraker die ausländischen Truppen auch so lange im Land haben wollten.