Fakten. Abkommen. Die Weltordnung. Nichts, so scheint es, ist vor US-Präsident Donald Trump sicher. Das hat nicht nur auf Verbündete der USA in aller Welt Auswirkungen, sondern auch ganz konkret auf die US-Bürger und ihre psychische Gesundheit. Therapeuten in den USA haben seit der heißen Wahlkampfphase einige Monate vor Donald Trumps Amtsantritt einen Anstieg einer Angststörung festgestellt, die sie "Trump Anxiety Disorder" - zu deutsch: Trump-Angststörung - genannt haben. Das berichten nordamerikanische Medien.
Eine offizielle Diagnose ist das allerdings noch nicht. Dennoch berichtet Therapeutin Elisabeth LaMotte, die in der US-Hauptstadt das "DC Counseling & Psychotherapy Center" gegründet hat, dem kanadischen Sender CBC von einer Patientin, die die Frage umtreibt: "Wird er uns alle in die Luft jagen?" Diese rhetorische Frage hat sich auf Donald Trump bezogen, der laut LaMotte bei immer mehr Patienten in den Sitzungen ein Thema sei. Es gäbe eine "kollektive Furcht" bei Patienten, die sich am Abgrund fühlen bei dem Gedanken daran, welche schlimmen Folgen die Entscheidungen Trumps haben können. "Es gibt eine Furcht vor dem Ende der Welt", sagte LaMotte CBC. "Das ist verwirrend und ständig verunsichernd."
Anstieg von politisch verursachtem Stress
Laut CBC berichten Therapeuten aus den gesamten USA von einem ungewöhnlich hohen Level von politisch verursachtem Stress bei ihren Patienten. In den Monaten nach Trumps Amtsantritt habe es einen Anstieg bei der "Trump Anxiety Disorder" gegeben.
Diese Diagnose betrifft allerdings nicht nur Trump-Gegner. Auch seine Anhänger können die Angststörung haben, berichtet LaMotte: Sie fühlten sich sozial und familiär isoliert, weil sie Trumps Agenda unterstützen - selbst, wenn sie dessen Taktik nicht gutheißen würden. Bei den US-Bürgern, die Trump skeptisch gegenüber stehen, ähneln die Symptome laut LaMotte denen von Patienten, die mit einem Elternteil mit Persönlichkeitsstörung aufgewachsen sind. "Ob bewusst oder nicht: Ich denke, wir betrachten den Präsidenten der USA psychologisch wie einen Elternteil", sagte LaMotte CBC.
"Trump Anxiety Disorder" seit 2017 ein Begriff
Der Begriff "Trump Anxiety Disorder" stammt von der klinischen Psychologin Jennifer Panning. Sie hat ihn laut CBC 2017 in einem Aufsatz für einen gemeinsamen Sammelband der medizinischen Fakultäten der US-Eliteunis Harvard und Yale geprägt. Sie habe ihn von anderen Angststörungen unterschieden, weil sich die Symptome "explizit auf die Wahl von Trump und das daraus resultierende unvorhersehbare soziopolitische Klima" bezogen. Anzeichen seien das Gefühl von Kontrollverlust und Hilflosigkeit, ständiges Sorgen über die Ereignisse in den USA sowie exzessive Nutzung sozialer Medien. Panning berichtet etwa von einer Patientin, die sich sorgt, ob ihre gleichgeschlechtliche Ehe auch in Zukunft noch legal sein werde.
Die Amerikanische Psycholgische Vereinigung (APA) hat einen Anstieg an politisch verursachtem Stress in den Monaten vor, während und nach der Präsidentschaftswahl 2016 festgestellt. In einer Online-Umfrage vom Februar 2017 gaben zwei Drittel der Amerikaner - unabhängig von ihrer Parteipräferenz - an, sich um die Zukunft der USA zu sorgen.
Donald Trump schlägt zurück
Trump werden diese Forschungsergebnisse von Psychologen wohl kaum beeindrucken. Er und seine Anhänger unterstellen politischen Gegnern gerne mal das "Trump Derangement Syndrome" - quasi die geistige Umnachtung der Trump-Kritiker.