Vereinte Nationen Uno-Politiker stolpert über Sex-Vorwürfe

Die Gerüchte hielten sich hartnäckig: Ruud Lubbers, Uno-Hochkommissar für Flüchtlinge, soll Mitarbeiterinnen sexuell belästigt hat. Jetzt musste der Niederländer zurücktreten.

Ruud Lubbers, Uno-Hochkommissar für Flüchtlinge, hat nach Vorwürfen der sexuellen Belästigung seinen Rücktritt eingereicht. Lubbers sagte, er beuge sich dem Druck der Medien, beteuerte aber zugleich seine Unschuld. Mit seinem Rücktritt kam er möglicherweise seiner Entlassung zuvor. Ein Sprecher von Uno-Generalsekretär Kofi Annan sagte am Wochenende, dieser sei davon überzeugt, dass die Demission im Interesse des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR) liege.

Die ersten Vorwürfe gegen Lubbers tauchten im vergangenen Jahr auf. Am Freitag veröffentlichte die britische Zeitung "The Independent" unter Berufung auf Uno-Beamte detaillierte Anschuldigungen einer Beschwerdeführerin. Demnach sagte die Mitarbeiterin, Lubbers habe seine Arme um ihre Taille gelegt, sie herangezogen und an sich gepresst. Zudem wurden vier weitere Frauen zitiert, die zwar nicht formell Beschwerde eingelegt hatten, Lubbers aber ebenfalls sexuelle Belästigung vorwarfen.

Lubbers bestreitet Vorwürfe

Der ehemalige niederländische Ministerpräsident bezeichnete die Vorwürfe als üble Nachrede. Im niederländischen Fernsehen sagte er, er habe sich nichts zu Schulden kommen lassen. In seinem Rücktrittsgesuch erklärte Lubbers, er fühle sich beleidigt und verletzt. "Über vier Jahre lang habe ich meine gesamte Energie in das UNHCR gesteckt", schrieb er an Annan. "Jetzt, inmitten einer Serie von Problemen und unter unter dem anhaltenden Druck der Medien, sehen Sie dies offenbar anders." Den mit der internen Untersuchung der Vorwürfe beauftragten Uno-Beamten warf Lubbers vor, Tatsachen verzerrt und Informationen an die Medien weitergegeben zu haben.

In einem Brief an die Mitarbeiter des UNHCR bezeichnete Lubbers seinen Rücktritt am Montag als schwere Entscheidung. Sein Entschluss habe zu tun mit seinem Wunsch, dem Generalsekretär das Leben nicht unnötig schwer zu machen. Annan sehe sich „einer Reihe von Problemen und anhaltendem Druck der Medien“ gegenüber, schrieb Lubbers.

Rücktritt begünstigt Reformpläne

Der Niederländer stand seit 2001 an der Spitze des Flüchtlingshilfswerks UNHCR. Seine reguläre Amtszeit wäre erst Ende dieses Jahres abgelaufen. Der 65-Jährige bot an, die Amtsgeschäfte so lange weiterzuführen, bis ein Nachfolger gefunden ist. Uno-Diplomaten sehen Lubbers’ Rücktritt als Teil der Bestrebungen, die Führungsspitze der Vereinten Nationen umzubilden. Vorangetrieben wird dies von Annans neuem Stabschef Mark Malloch Brown, der die Verwaltung der Weltorganisation reformieren soll. Malloch Brown habe Lubbers auch als erster die Nachricht überbracht, dass Annan seine Demission wünsche, hieß es aus diplomatischen Kreisen.

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Edith M. Lederer, AP