Verhaftet in Ägypten: Deutscher Reporter twittert sich in die Freiheit
Verhaftet in ÄgyptenDeutscher Reporter twittert sich in die Freiheit
von
Jens Wiesner
In Ägypten eskaliert die Lage, auch Journalisten sind vor willkürlichen Verhaftungen nicht mehr sicher. Als ein N-TV-Reporter festgenommen wird, greift er zum Handy - und berichtet live über Twitter.
Kairo, am frühen Montagmorgen: Gemeinsam mit seinem Kamerateam hat sich Dirk Emmerich, Reporter des Nachrichtensenders N-TV, bis zum Offiziersclub der Republikanischen Garde in der Salah-Salem-Straße durchgeschlagen. Glaubt man den Gerüchten auf der Straße, soll dort Ägyptens entmachteter Präsident Mohammed Mursi festgehalten werden. Eine offizielle Bestätigung für die Nachricht gibt es nicht, aber ein guter Ort für eine Berichterstattung scheint es allemal zu sein.
Die Lage für Journalisten ist angespannt. Nur wenige Stunden zuvor hatte Emmerich via Twitter über die zunehmend feindliche Stimmung berichtet - besonders gegen westliche Journalisten.
An dieser Stelle hat unsere Redaktion Inhalte von Twitter / X integriert.
Aufgrund Ihrer Datenschutz-Einstellungen wurden diese Inhalte nicht geladen, um Ihre Privatsphäre zu schützen.
Emmerichs Einschätzung bewahrheitet sich. Während sich zahlreiche Anhänger Mursis vor dem Offiziersclub der Republikanischen Garde versammeln, nehmen Polizisten dem Reporterteam Kameras und Pässe ab.
<blockquote class="twitter-tweet" data-width="540"><p lang="de" dir="ltr">Polizei in Kairo hat uns festgesetzt... vor Hauptquartier Republikanische Garden... Pässe / Technik abgenommen... Jetzt Handy zurück <a href="https://twitter.com/hashtag/Kairo?src=hash&ref_src=twsrc%5Etfw">#Kairo</a></p>— Dirk Emmerich (@DEmmerich) <a href="https://twitter.com/DEmmerich/status/354157602785083394?ref_src=twsrc%5Etfw">July 8, 2013</a></blockquote>
<script async src="https://platform.twitter.com/widgets.js" charset="utf-8"></script>
An dieser Stelle hat unsere Redaktion Inhalte von Twitter / X integriert.
Aufgrund Ihrer Datenschutz-Einstellungen wurden diese Inhalte nicht geladen, um Ihre Privatsphäre zu schützen.
Doch sein Smartphone erhält der Reporter zurück. Über Twitter berichete er von 200 Gefangenen, die im Innenhof der Kaserne gestgehalten werden. Seine Papiere werden überprüft, doch zurück in die Freiheit darf Emmerich nicht. Mit seinem Team wird er auf die Polizeiwache gefahren.
<blockquote class="twitter-tweet" data-width="540"><p lang="de" dir="ltr">Im Innenhof der Kaserne 200 Gefangene... inzwischen mit Jeep auf Polizeiwache gefahren... Überprüfung Papiere... Warum? Keine Antwort <a href="https://twitter.com/hashtag/Kairo?src=hash&ref_src=twsrc%5Etfw">#Kairo</a></p>— Dirk Emmerich (@DEmmerich) <a href="https://twitter.com/DEmmerich/status/354158393256185856?ref_src=twsrc%5Etfw">July 8, 2013</a></blockquote>
<script async src="https://platform.twitter.com/widgets.js" charset="utf-8"></script>
An dieser Stelle hat unsere Redaktion Inhalte von Twitter / X integriert.
Aufgrund Ihrer Datenschutz-Einstellungen wurden diese Inhalte nicht geladen, um Ihre Privatsphäre zu schützen.
Kurze Zeit später erhält er eine erste Begründung. Angeblich hätten Muslimbrüder das Feuer eröffnet, die Armee entsprechend reagiert. Das ganze Ausmaß dieser 'Reaktion' wird erst in den folgenden Stunden klar:
Mit scharfer Munition sollen die Soldaten des Militärs auf die Mursi-Anhänger geschossen haben. Mehr als 50 Menschen, fast alle von ihnen Zivilisten, kamen bei dem Blutbad ums Leben. Die Armee spricht von einem getöteten Offizier. Beide Seiten werden sich im Laufe des Tages gegenseitig beschuldigen, mit der Gewalt begonnen zu haben. Die Teilnehmer der Pro-Mursi-Demostration berichten von gezielten Schüssen in eine betende Menge.
<blockquote class="twitter-tweet" data-width="540"><p lang="de" dir="ltr">Soldaten sprechen mt uns: Nach Frühgebet hätten Moslemnrüder, aus der Kaserne kommend, Feuer eröffnet... Armee habe reagiert... <a href="https://twitter.com/hashtag/Kairo?src=hash&ref_src=twsrc%5Etfw">#Kairo</a></p>— Dirk Emmerich (@DEmmerich) <a href="https://twitter.com/DEmmerich/status/354159124684083201?ref_src=twsrc%5Etfw">July 8, 2013</a></blockquote>
<script async src="https://platform.twitter.com/widgets.js" charset="utf-8"></script>
An dieser Stelle hat unsere Redaktion Inhalte von Twitter / X integriert.
Aufgrund Ihrer Datenschutz-Einstellungen wurden diese Inhalte nicht geladen, um Ihre Privatsphäre zu schützen.
Dirk Emmerich, der weiter in einem bewachten Raum festgehalten wird, weiß davon noch nichts. "Draußen werde weiter geschossen", sagt man ihm. Er erhält Wasser - und Besuch von einem Offizier. Warum er nicht gehen dürfte? "Zu seiner eigenen Sicherheit!" Sonst keine Antwort. Emmerich twittert jede neue Wasserstandsmeldung in den Äther - und darf schließlich mit seinem Sender telefonieren.
<blockquote class="twitter-tweet" data-width="540"><p lang="de" dir="ltr">durfte gerade telefonieren, über n-tv unsere Lage schildern.. jetzt weiteres Gespräch.. keine antwort, warum man uns weiter festhält <a href="https://twitter.com/hashtag/Kairo?src=hash&ref_src=twsrc%5Etfw">#Kairo</a></p>— Dirk Emmerich (@DEmmerich) <a href="https://twitter.com/DEmmerich/status/354183814987268096?ref_src=twsrc%5Etfw">July 8, 2013</a></blockquote>
<script async src="https://platform.twitter.com/widgets.js" charset="utf-8"></script>
An dieser Stelle hat unsere Redaktion Inhalte von Twitter / X integriert.
Aufgrund Ihrer Datenschutz-Einstellungen wurden diese Inhalte nicht geladen, um Ihre Privatsphäre zu schützen.
Das Militär überstellt das Reporterteam an andere Polizisten. Die scheinen auch nicht zu wissen, was sie mit den deutschen Journalisten anstellen sollen. Was nicht heißt, dass man sie gehen lässt.
<blockquote class="twitter-tweet" data-width="540"><p lang="de" dir="ltr">Militär hat uns an Polizei übergeben. Wieder ein anderer Raum. Polizei fragt, warum wir verhaftet wurden. möchte ICH von denen wissen <a href="https://twitter.com/hashtag/Kairo?src=hash&ref_src=twsrc%5Etfw">#Kairo</a></p>— Dirk Emmerich (@DEmmerich) <a href="https://twitter.com/DEmmerich/status/354188463777648641?ref_src=twsrc%5Etfw">July 8, 2013</a></blockquote>
<script async src="https://platform.twitter.com/widgets.js" charset="utf-8"></script>
An dieser Stelle hat unsere Redaktion Inhalte von Twitter / X integriert.
Aufgrund Ihrer Datenschutz-Einstellungen wurden diese Inhalte nicht geladen, um Ihre Privatsphäre zu schützen.
Offenbar haben sich Emmerich und sein Team verdächtig gemacht, weil sie am Ort des Geschehens waren. Der Reporter bleibt allein in einem bewachten Raum zurück. Über Twitter melden sich Kollegen und Freunde: Ob und wie man helfen könne. Emmerichs Sender N-TV berichtet über die Festnahme: "Lage in Ägypten unklar - Polizei sperrt n-tv Reporter ein."
<blockquote class="twitter-tweet" data-width="540"><p lang="de" dir="ltr">Warum wir am Ort der Schiesserei waren? Wir sind Journalisten, nein nicht CNN, BBC. Wo ist ihre ägyptische Arbeitsgenehmigung? <a href="https://twitter.com/hashtag/Kairo?src=hash&ref_src=twsrc%5Etfw">#Kairo</a></p>— Dirk Emmerich (@DEmmerich) <a href="https://twitter.com/DEmmerich/status/354189613977440256?ref_src=twsrc%5Etfw">July 8, 2013</a></blockquote>
<script async src="https://platform.twitter.com/widgets.js" charset="utf-8"></script>
An dieser Stelle hat unsere Redaktion Inhalte von Twitter / X integriert.
Aufgrund Ihrer Datenschutz-Einstellungen wurden diese Inhalte nicht geladen, um Ihre Privatsphäre zu schützen.
Nach sieben Stunden in Gewahrsam werden Emmerich und sein Team schließlich freigelassen. Kein Kommentar, warum. Auch kein Kommentar, warum sie überhaupt verhaftet wurden.
Inzwischen hat das Auswärtige Amt seine Warnung vor Reisen nach Ägypten noch einmal verschärft: Das Ministerium warnt nun auch vor Reisen in die Touristenzentren Luxor und Assuan, in den Nord-Sinai und in das ägyptisch-israelische Grenzgebiet. Weiterhin "dringend abgeraten" werde von Reisen in das Nildelta, auf die Halbinsel Sinai und das Grenzgebiet zu Libyen. Überlandfahrten zwischen den genannten Landesteilen seien zu vermeiden.
<blockquote class="twitter-tweet" data-width="540"><p lang="de" dir="ltr">Wir kommen frei. Nach 7 Stunden in Gewahrsam von Armee, dann Polizei. Keine Begründung wie schon bei Verhaftung nicht. Keine Auflagen <a href="https://twitter.com/hashtag/Kairo?src=hash&ref_src=twsrc%5Etfw">#Kairo</a></p>— Dirk Emmerich (@DEmmerich) <a href="https://twitter.com/DEmmerich/status/354219252183605248?ref_src=twsrc%5Etfw">July 8, 2013</a></blockquote>
<script async src="https://platform.twitter.com/widgets.js" charset="utf-8"></script>
An dieser Stelle hat unsere Redaktion Inhalte von Twitter / X integriert.
Aufgrund Ihrer Datenschutz-Einstellungen wurden diese Inhalte nicht geladen, um Ihre Privatsphäre zu schützen.
In Kairo erhält der Reporter schließlich doch noch eine Begründung für seine Freilassung - eine die überrascht: "Wir haben gesehen, was Du auf Twitter machst..." Emmerich selbst liefert später eine eigene Vermutung zu seiner Verhaftung: "Militär ist nervös. Haben vermutet, wir wären nicht objektiv. Das Verständnis von Pressefreiheit ist hier anders."
<blockquote class="twitter-tweet" data-width="540"><p lang="de" dir="ltr">Inzwischen doch eine Erklärung der Polizei für unsere Freilassung: "Wir haben gesehen, was Du auf Twitter machst..." :-) yes <a href="https://twitter.com/hashtag/Kairo?src=hash&ref_src=twsrc%5Etfw">#Kairo</a></p>— Dirk Emmerich (@DEmmerich) <a href="https://twitter.com/DEmmerich/status/354224996966608897?ref_src=twsrc%5Etfw">July 8, 2013</a></blockquote>
<script async src="https://platform.twitter.com/widgets.js" charset="utf-8"></script>
An dieser Stelle hat unsere Redaktion Inhalte von Twitter / X integriert.
Aufgrund Ihrer Datenschutz-Einstellungen wurden diese Inhalte nicht geladen, um Ihre Privatsphäre zu schützen.