Verhandlungserfolg Nordkorea will Atomanlage schließen

In den Verhandlungen um das nordkoreanische Atomprogramm hat es einen Durchbruch gegeben: Nordkorea schließt bald eine umstrittene Atomanlage. Auch beim Gipfel beider koreanischer Staaten zeichnet sich ein Erfolg ab.

Nordkorea wird seinen umstrittenen Atomkomplex in Yongbyon bis Jahresende unbrauchbar machen. Das sieht der Aktionsplan vor, auf den sich die Teilnehmer an den Sechs-Parteien-Gesprächen geeinigt haben. Gastgeber China veröffentlichte das Abschlussdokument der jüngsten Verhandlungsrunde. In Yongbyon werden demnach der Fünf-Megawatt-Reaktor, die Wiederaufarbeitungsanlage und die Brennstäbefertigung bis zum 31. Dezember untauglich gemacht.

Die USA werden die Führung bei den dafür erforderlichen Arbeiten und die anfängliche Finanzierung übernehmen, heißt es in dem Papier, das von Nordkorea, den USA, China, Südkorea, Japan und Russland nach einer zweitägigen Prüfung angenommen worden war. Innerhalb der nächsten zwei Wochen werde dazu eine von den USA geleitete Expertengruppe nach Nordkorea reisen.

Aktionsplan leitet die Unbrauchbarmachung ein

Nordkorea wird ferner bis Jahresende eine "vollständige und korrekte Erklärung" über alle seine Atomprogramme abgeben, heißt es in der Einigung ferner. Nach der Grundsatzvereinbarung vom Februar über ein Ende seines Atomwaffenprogramms hat Nordkorea den Komplex in Yongbyon im Juli bereits heruntergefahren. Der Aktionsplan leitet jetzt die Unbrauchbarmachung ein. In der letzten Phase sollen die Atomanlagen beseitigt werden. Nordkorea winken im Gegenzug massive Energie- und Wirtschaftshilfen sowie eine Normalisierung der Beziehungen zu den USA.

In Pjöngjang zeigten sich auch die Staats- und Regierungschefs der beiden koreanischen Staaten zufrieden mit den Ergebnissen eines vierstündigen Gesprächs und halten trotz ideologischer Differenzen am Fernziel einer Wiedervereinigung fest. "Diese Mauer wird fallen", sagte der südkoreanische Präsident Roh Moo Hyun beim Überqueren der Demarkationslinie zwischen Süd und Nord. Beide Seiten äußerten sich nach den vierstündigen Gesprächen zufrieden mit den Ergebnissen. Nach den Treffen mit dem nordkoreanischen Staatschef Kim Jong Il sei klar, "dass wir beide fest auf den Frieden und eine neue Richtung für die Zukunft verpflichtet sind", sagte Roh.

Gespräche "offen und ehrlich"

Roh bezeichnete die Gespräche als "offen und ehrlich". Dabei seien auch Meinungsunterschiede deutlich geworden. Neben Fragen der Abrüstung sei es dabei auch um die Entwicklung einer gemeinsamen Wirtschaftszone in der Grenzstadt Kaesong gegangen, sagte Roh. Diese Art der wirtschaftlichen Zusammenarbeit war eines der Ergebnisse des ersten koreanischen Gipfeltreffens im Jahr 2000. Roh sagte, eine verstärkte wirtschaftliche Zusammenarbeit mit dem Norden sei von großer Bedeutung für den regionalen Wettbewerb mit Japan und China. Er könne bestätigen, dass Kim zum Frieden entschlossen sei, sagte Roh nach Angaben seines Sprechers weiter.

Man werde am Donnerstag eine gemeinsame Erklärung veröffentlichen. Einzelheiten über den Inhalt wurden nicht bekannt. Bei den Gesprächen ging es nach Angaben Rohs um vertrauensbildende Maßnahmen, Abrüstung und die Aufnahme von Verhandlungen über einen Friedensvertrag. Rohs Sprecher erklärte, es habe in allen Bereichen Fortschritte gegeben. Kim schlug vor, das Gipfeltreffen um einen Tag bis Freitag zu verlängern. Wenig später zog er das Angebot jedoch zurück und erklärte, man habe ausreichend diskutiert. Es war nicht klar, ob Roh das Angebot zuerst ablehnte oder Kim es auf eigene Initiative zurückzog.

Unterkühlte Atmosphäre zu Beginn

Der Besuch Rohs hatte am Dienstag in unterkühlter Atmosphäre begonnen. Dabei kamen die beiden Präsidenten lediglich zu einer zwölfminütigen Begrüßungszeremonie zusammen. Vor dem Treffen präsentierten sich beide Politiker den Fotografen dann aber in besserer Laune. Als Geschenk überreichte Roh seinem Gastgeber ein Regal mit südkoreanischen DVDs. Kim gilt als Kinofan.

Roh legte die 200 Kilometer weite Fahrt von Seoul nach Pjöngjang mit dem Auto zurück. An der Grenze zum Norden unterbrach er die Reise und überschritt bei Stadt Kaesong zu Fuß die Demarkationslinie, die dort ein gelber Streifen mit der Aufschrift "Frieden" und "Wohlstand" markiert. "Diese Linie ist eine Mauer, die unsere Nation seit einem halben Jahrhundert geteilt hat", sagte Roh. "Diese Mauer wird fallen." Der Koreakrieg von 1953 wurde nur mit einem Waffenstillstand beendet. Seitdem ist die Halbinsel in einen kommunistischen Norden und einen kapitalistischen Süden geteilt.

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