Vor fünf Monaten sagten Meinungsforscher dem Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider nach seinem persönlichen Erfolg bei der Nationalratswahl (Bundesparlament) für die Landtagswahl auch in Kärnten einen strahlenden Sieg voraus. Doch dann kam der tödliche Unfall. Haider starb in den Trümmern seines Dienstwagens, halb Kärnten war geschockt. Schon prophezeiten die politischen Auguren Haiders rechtem Bündnis Zukunft Österreich (BZÖ) das baldige Ende. Doch das Wahlergebnis vom Sonntag wurde für Haiders Jünger zu einem Triumph. Die erst 2005 von Haider gegründete Partei BZÖ konnte bei der Landtagswahl nicht nur das von Haider 2004 mit der rechten Freiheitlichen Partei (FPÖ) erzielte Ergebnis verbessern: Die rivalisierenden Sozialdemokraten, die sich eine Siegeschance gegen die Haider-Nachfolger ausgerechnet hatten, wurden schwer geschlagen.
Erste Gratulantin war Haiders Witwe Claudia, die dem amtierenden BZÖ-Landeshauptmann Gerhard Dörfler am Sonntagabend im Spiegelsaal der Kärntner Landesregierung ein Foto überreichte, das Dörfler zusammen mit seinem ehemaligen Parteichef zeigte. Der BZÖ-Sieg sei "ein Zeichen der Anerkennung für meinen Mann und seine Politik", meinte sie gerührt. Auch Dörfler, der als ehemaliger Vize Haiders automatisch an die Regierungsspitze gerückt war, gab dem BZÖ-Gründer gebührenden Anteil am Erfolg der Partei: "Wir werden die Politik, die wir bisher erfolgreich mit Jörg Haider gemacht haben, für Kärnten fortsetzen", verkündete er.
Tatsächlich war der tote Politiker der beste Wahlkämpfer der Partei, die bisher außerhalb Kärntens kaum Erfolg hatte. So trat die Partei am Sonntag offiziell als "BZÖ, Liste Jörg Haider" bei der Wahl an. Zahlreiche Plakate zeigten den zu Lebzeiten omnipräsenten Landesvater, und sämtliche BZÖ-Wahlkämpfer erinnerten im Wahlkampf beständig daran, welche Politik denn "der Jörg" gemacht hätte, wenn er noch am Leben wäre. "Es gibt nur einen Kandidaten bei dieser Wahl und der heißt Jörg Haider, auch wenn er schon in der Urne ist", meinte die frühere österreichische Justizministerin Karin Gastinger, die Haider persönlich in das BZÖ geholt hatte. Angesichts dieser emotionalen Grundstimmung meinte der schwer geschlagene SPÖ- Spitzenkandidat Reinhard Rohr am Sonntagabend: "Es waren viele Irrationalitäten (bei dem Ergebnis) dabei, die so einfach nicht zu erklären sind."
Doch österreichische politische Beobachter sehen im Namen "Haider" nur "einen unter mehreren Faktoren" für den großen Erfolg der BZÖ-Partei und der Wahlschlappe der in Wien regierenden Sozialdemokraten. So habe die SPÖ in Kärnten ihre Wähler vor allem in der Arbeiterschaft und unter den Rentnern verloren. "Die Partei hat offenbar ihre soziale Kompetenz verloren", sagte ein Kommentator im ORF-Fernsehen. Immerhin gehört das kleine Bundesland mit 11,5 Prozent Arbeitslosigkeit zu den wirtschftsschwachen Regionen Österreichs.
Doch auch im Bundesland Salzburg, das mit der SPÖ-Landeshauptfrau Gabi Burgstaller eine außerordentlich beliebte Politikerin vorweisen kann, verloren die Sozialdemokraten am Sonntag unerwartet satte sechs Prozentpunkte. Kein Wunder, dass SPÖ-Kanzler Werner Faymann am Abend zerknirscht zugab, dass "Kärnten eine Enttäuschung ist". Immerhin, so tröstete er sich, sei es wenigstens gelungen, in Salzburg "den ersten Platz zu verteidigen". Faymanns Trost: Auch die mit ihm in Wien regierende konservative Volkspartei verlor in der Mozartstadt und fuhr dort ihr bisher schlechtestes Wahlergebnis an der Salzach ein.