Aus Verärgerung über Äußerungen von Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hat die chinesische Regierung die deutsche Botschafterin einbestellt. Dies teilte ein Sprecher des Auswärtigen Amts am Montag in Berlin mit. Die Einbestellung von Botschafterin Patricia Flor sei im Zusammenhang damit erfolgt, dass Baerbock den chinesischen Präsidenten Xi Jinping als "Diktator" bezeichnet hatte. Die Einbestellung erfolgte nach Angaben des Auswärtigen Amts bereits am Sonntag.
Baerbock hat gelassen auf die chinesische Kritik reagiert. Auf die Frage, ob sie schon ein offizieller Protest aus Peking erreicht habe und wie sie reagieren werde, antwortete die Grünen-Politikerin am Montag am Rande der UN-Woche in New York: "Ich habe das zur Kenntnis genommen." Auch auf Nachfrage wollte sich Baerbock nicht ausführlicher äußern.
China: Baerbocks Äußerungen "extrem absurd" und "Provokation"
China hatte Baerbocks Charakterisierung von Xi als Diktator als politische Provokation zurückgewiesen. "Die Äußerungen der deutschen Seite sind extrem absurd, verletzen Chinas politische Würde ernsthaft und sind eine offene politische Provokation", sagte die Sprecherin des Außenministeriums, Mao Ning, am Montag in Peking. China widerspreche dem, was die deutsche Seite gesagt habe, und habe sich über diplomatische Kanäle deswegen an Deutschland gewandt.
Baerbock hatte sich am 14. September während ihrer Texas-Reise in einem Interview des US-Fernsehsenders Fox News zum russischen Angriffskrieg in der Ukraine geäußert. Mit Blick auf Russlands Präsidenten Wladimir Putin sagte sie damals: "Wenn Putin diesen Krieg gewinnen würde, was wäre das für ein Zeichen für andere Diktatoren auf der Welt, wie Xi, wie den chinesischen Präsidenten?" Die Grünen-Politikerin fügte hinzu: "Deshalb muss die Ukraine diesen Krieg gewinnen. Freiheit und Demokratie müssen gewinnen."
Die Chinesen, die verschwanden
Ein solcher Akt diplomatischen Protests ist in den deutsch-chinesischen Beziehungen nicht ungewöhnlich. Zuletzt gab es solche Botschafter-Einbestellungen anlässlich des Taiwan-Besuchs von Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) im Frühjahr sowie nach einer Außenminister-Erklärung der G7-Staatengruppe zu Taiwan im August 2022.
Auch US-Präsident Joe Biden hatte Xi Jinping in der Vergangenheit schon als "Diktator" bezeichnet, zuletzt im Juni. Die kommunistische Führung in Peking reagierte darauf ebenfalls empört und sprach von einer Provokation.