An einem Sonntag im Jahr 2011: laut gelacht. Umgeblättert.
Drei Jahre später: Der türkische Ministerpräsident Erdogan geht auf die Palme und lässt den deutschen Botschafter in Ankara einbestellen. Und startet damit die diplomatische Eskalationsstufe kurz vor der Ausweisung.
Es geht um einen Witz. Und genau das ist es auch: ein Witz.
Die Karikaturisten Greser & Lenz, deren Zeichnungen auch der stern regelmäßig druckt und für ihren beißenden Humor schätzt, haben sich über die Integration der Türken in Deutschland lustig gemacht. Und über die Bayern. Ein Detail am Rand der Szene sorgt nun für Ärger: Über einer Hundehütte prangt der Name Erdogans.
Als die Karikatur 2011 in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntags-zeitung" erschien, verdunstete sie randlos. Nun entdeckten sie Erdogans treue Anhänger in einem deutschen Schulbuch und schlugen Alarm.
Das Bild des Anstoßes ist übrigens dieses hier:
Ewiggestrige bayerische Dumpfbacken
Dass die Türkei diese Petitesse so hoch aufhängt: geschenkt. Bei uns gilt Meinungs- und Pressefreiheit, und wenn Schüler an deutschen Schulen lernen, dass auch Ironie, Überzeichnung und Humor politische Ausdrucksmöglichkeiten sind, dann ist das gut so.
Viel mehr als den Zorn Erdogans fürchtet man hierzulande die Gemütswallungen eines regionalen Präsidenten. Haben Horst Seehofers Späher geschlafen, als Greser & Lenz seine Landsleute verhöhnten? Gespannt warten wir auf einen Ausraster auf höherer diplomatischer Eskalationsstufe.
Denn auch so ist die Karikatur zu lesen, und diese Mehrdeutigkeit macht sie eben zu einer guten, vielleicht gar erstklassigen politischen Skizze:
Da sitzen sie, die ewiggestrigen bayerischen Dumpfbacken mit ihren Gamsbart-Hüten. Und haben nicht bemerkt, dass die Welt sich weiter gedreht hat. Der fleißige, anpassungsfähige und geschäftstüchtige Türke hingegen hat die Almhütte übernommen und serviert "Brotzeit mit scharf". Und sagt, was auch wir zum Abschluss dieser heißgeföhnten Luftnummer ausrufen möchten: "Himmiherrgottsakramentwasguckstdu?"