Während die westliche Welt das Weihnachtsfest zelebrierte, empfing Wladimir Putin in seiner Heimatstadt Sankt Petersburg die Staatsoberhäupter der sogenannten GUS-Staaten. Am Montag trafen die Staatschefs von Aserbaidschan, Armenien, Kirgisistan, Tadschikistan, Turkmenistan, Usbekistan, Kasachstan und Belarus zu dem informellen Gipfel in Russland ein.
Es war bereits das zweite Treffen der "Gemeinschaft Unabhängiger Staaten" innerhalb weniger Monate. Das letzte Mal rief Putin die Staatsoberhäupter der ehemaligen Sowjetrepubliken am 7. Oktober zusammen, seinem 70. Geburtstag. Damals folgten nicht alle seinem Ruf. Die Gemeinschaft ist tief zerstritten. Am zweiten Weihnachtstag gelang es Putin jedoch, alle acht seiner Kollegen an seinem runden Tisch zu versammeln.
Mit kalten, erstarrten Gesichtern lauschten die acht Machthaber einem Monolog Putins über die angeblich "erfolgreiche Zusammenarbeit" der neuen Staaten. Doch selbst der so demonstrativ um Eintracht bemühte Kreml-Chef, musste eingestehen: "Leider wachsen die Herausforderungen und Bedrohungen, vor allem von außen, von Jahr zu Jahr. Wir müssen leider zugeben, dass es auch zwischen den Mitgliedsstaaten der Gemeinschaft zu Meinungsverschiedenheiten kommt. Die Hauptsache ist jedoch, dass wir zur Kooperation bereit sind und auch kooperieren werden. Auch wenn es mal Probleme gibt, bemühen wir uns, diese selbst zu lösen", las Putin von einem Zettel ab.
Mahnende Worte, mahnende Geschenke
Eine deutliche Mahnung an alle Versammelten. Im Kampf um diejenigen, die als seine letzten Verbündete durchgehen könnten, setzt Putin weiter auf Einschüchterung. Mahnend fielen auch die Geschenke Putins aus. Acht identische Ringe verteilte der Kreml-Chef an seine Kollegen. Das neunte Exemplar behielt er selbst, berichtet die russische Zeitung "Kommersant".
Jeden der Ringe ziert das Symbol der GUS-Staaten, die Neujahrsglückwünsche "Frohes Neues Jahr 2023", und in kleineren Buchstaben die Inschrift "Russland". Der Telegram-Kanal "Pul Perwogo" ("Pool des Ersten"), veröffentlichte Bilder der Ringe. Der Kanal steht dem belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko nah. Er war auch der Einzige, der sich das Geschenk Putins an den Finger steckte.
Bei den anderen Staatschefs stieß das vieldeutige Geschenk wohl auf wenig Gefallen. Seit jeher symbolisiert ein Ring eine unauflösliche Verbindung, aber auch Knechtschaft und Unterdrückung. Die Zahl der angefertigten Ringe ruft unweigerlich auch die berühmten Zeilen von J.J.R. Tolkien ins Gedächtnis: "Ein Ring sie zu knechten, sie alle zu finden, ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden. Im Lande Mordor, wo die Schatten drohen." So endet das Ringgedicht aus "Herr der Ringe".
Die "Neun Ringe der Macht" sind für die Romane von zentraler Bedeutung. Neun Ringe verteilt der dunkle Lord Sauron an die Menschen, um sie in seinen Dienst zu stellen. Die Ringe machen sie mächtig und unsterblich, bis die Menschenkönige zu den neun Ringgeistern werden, die vollkommen Saurons Willen unterworfen sind.
In Bussen zusammengekarrt – die peinliche Putin-Show vor den Mauern des Kremls

Die Botschaft von Wladimir Putin
Ob Putin bewusst Assoziationen an Sauron wecken wollte, sei dahingestellt. Dass seine Soldaten in der Ukraine als Orks bezeichnet werden, sollte aber dem Kreml-Chef inzwischen bekannt sein. Seine Geschenke vermitteln aber so oder so eine deutliche Botschaft an die Männer, die er mit aller Gewalt an sich binden will – und muss, wenn er überleben will. Denn längst wackelt die Hegemonie Moskaus in Zentralasien, allen voran in Kasachstan.
Anfang des Jahres war es Kassym-Schomart Tokajew gelungen, den kasachischen Langzeitherrscher Nasarbajew zu stürzen: Putin schlug sich rechtzeitig auf die Seite des Siegers im Kampf um die Macht in Astana. Doch Tokajew sputet längst nicht so, wie der kremltreue Nasarbajew es Jahrzehnte lang getan hat. Ausgerechnet an dem Tag, an dem Tokajew am runden Tisch mit Putin in Sankt Petersburg saß und als Einziger neben dem Kreml-Chef das Wort ergreifen durfte, teilte das ukrainische Gesundheitsministerium mit: "Wir haben ein wunderbares Geschenk unter den Weihnachtsbaum von unserem Brudervolk aus Kasachstan bekommen: 41 leistungsstarke Generatoren für unsere medizinischen Einrichtungen." Tokajew versteht sich eben auch auf vielsagende Geschenke.