70. Jubiläum Ein Traktor und bestellte Glückwünsche – Putins trauriger Geburtstag

Wladimir Putin ist am 7. Oktober 70 Jahre alt geworden 
Wladimir Putin ist am 7. Oktober 70 Jahre alt geworden 
© Mikhail Metzel / Picture Alliance
Anders als üblich verbrachte Wladimir Putin seinen diesjährigen Geburtstag nicht im Urlaub in Sibirien, sondern in den Hallen des Konstantinpalasts in Sankt Petersburg. Ein Tag, der mehr über die Lage Russlands sagt, als Putin lieb sein kann. 

Am Freitag ist Wladimir Putin 70 Jahre alt geworden. Sein Jubiläum brachte der russische Staatschef in Sankt Petersburg zu. Im Konstantinpalast begrüßte er bei einem informellen Treffen die Staatsoberhäupter der Republiken, die Mitglieder der sogenannten Gemeinschaft Unabhängiger Staaten sind – einer Organisation, in der sich verschiedene Nachfolgestaaten der Sowjetunion zusammengeschlossen haben. Die Präsidenten von Aserbaidschan, Belarus, Kasachstan, Tadschikistan, Turkmenistan und der Premierminister Armeniens gratulierten Putin in ihrem kleinen Kreis. 

Der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko hatte ein ausgefallenes Geschenk im Gepäck: einen belarussischen Traktor. Lukaschenko fuhr zwar nicht mit dem Traktor vor dem Konstantinpalast vor und überbrachte lediglich ein Zertifikat, schwärmte aber umso malerischer. "Das ist der Allerbeste", sagte er über seinen Traktor. Der Präsident von Tadschikistan zeigte sich auch kreativ bei der Geschenkwahl. Er brachte eine riesige Pyramide aus Honigmelonen mit. 

Unter den ersten Gratulanten war außerdem der Präsident Nicaraguas Daniel Ortega. Auch Kim Jong Un beeilte sich mit den Glückwünschen. Der nordkoreanische Diktator schickte ein Telegramm. Russland kämpfe gegen die "Bedrohung seitens der USA und ihrer Vasallen. Das wäre unmöglich ohne Ihre Führung und Willen", schreib einer der wenigen verbliebenen Verbündeten des modernen Russlands an Putin.

Wladimir Putin an seinem 70. Geburtstag 
Wladimir Putin an seinem 70. Geburtstag 
© Alexei Danichev / Picture Alliance

Neffe von Wladimir Putin sorgt für Glückwünsche 

In Russland selbst kümmerte sich vor allem Putins Neffe zweiten Grades dafür, dass sein Onkel ein paar demonstrative Glückwünsche bekam. Roman Putin ist ehemaliger FSB-Offizier, Geschäftsmann und Vorsitzender der Partei "Volk gegen Korruption". Dass er Flashmobs und andere Aktionen zum Geburtstag seines mächtigen Verwandten vorbereitet, wurde bereits Anfang September bekannt. Damals rief er ein "Allrussisches Komitee zur Unterstützung des Präsidenten" ins Leben und schlug vor, das "70-jährige Jubiläum unseren nationalen Führers" gebührend zu feiern. Hierfür sollte in ganz Russland eine Aktion unter dem Motto "Wir gratulieren dem Präsidenten zusammen" organisiert werden. 

Von offiziellen Feierlichkeiten sah der Kreml ab. Stattdessen wurden Schüler und Studenten auf dem Platz vor dem Winterpalast in Sankt Petersburg gebracht, um einen Geburtstagsgruß an Putin aufzunehmen. Auf Videoaufnahmen ist zu sehen, wie die jungen Leute "Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag" rufen und sich zu dem Satz "Putin ist mein Präsident" formieren. 

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Ramzan Kadyrow zeigt sich erkenntlich 

2500 Schüler und Studenten sollen für diese Aktion zusammengetrieben worden sein. Der Telegram-Kanal "Sota" berichtet, dass es für die Teilnehmer nicht ersichtlich war, zu welchem Satz sie formiert werden. Außerdem hätten die Teenager Plakate mit Glückwünschen an den Präsidenten ausgeteilt bekommen, auf denen Putin als "Verteidiger des Volkes" bezeichnet wurde. 

Auch in anderen Städten fanden koordinierte Aktionen statt. In Ufa wurde das Rathaus mit einem riesigen Putin-Plakat geschmückt. Dasselbe Schicksal widerfuhr dem Stadion in Kasan. Der Kreml in Nischni Nowgorod verwandelte sich in der Nacht zum 7. Oktober in eine überdimensionale Karte in der russischen Trikolore, geschmückt mit patriotischen Zitaten Putins. 

Doch den ersten Platz unter den fleißigsten Gratulanten verdiente sich die Teilrepublik Tschetschenien. Dort organisierten die Behörden eine patriotische "Show der Einigkeit". Zuvor wurden die Studenten der staatlichen Universität zu einem Flashmob zusammengetrieben, um ein riesiges Putin-Porträt über die Köpfe zu heben. In der Hauptstadt Grozny wurde zudem eine marmorne Ehrentafel mit dem Konterfei Putins enthüllt – auf dem Putin-Prospekt. Der frisch zum Generaloberst beförderte Ramzan Kadyrow sang ein Loblied auf Putin. Der Kreml-Chef spiele eine Schlüsselrolle im Leben des tschetschenischen Volkes spiele. Putin habe "die aus den Trümmern auferstandene Republik und gleichzeitig ganz Russland vor der totalen Gewalt, vor internationalem Terrorismus und Banditentum gerettet", so der tschetschenische Präsident. 

Ein Tag, der viel verrät 

Das Fazit eines ernüchternden Tages: Im 22. Jahr seiner Herrschaft finden sich nur zehn Staatsoberhäupter, die Putin zu seinem Jubiläum gratulieren wollen. Und im eigenen Land kommen die Glückwünsche entweder auf Bestellung von oben oder in dem Versuch, sich anzubiedern.