Vorurteile und Irrtümer
Slowenen haben es nicht gern, wenn man sie Jugoslawen nennt. Sie haben sich nie zum Balkan gehörig gefühlt und wurden von den südlichen Nachbarn oft als Exoten betrachtet und als Preußen Jugoslawiens verspottet. Serben und Montenegriner belächeln heute noch die Tüchtigkeit der Slowenen und machen sich lustig, weil Slowenen manchmal besserwisserisch auftreten. Das Land ist zwar klein, in Sachen Kultur und Literatur hat es aber europäischen Rang.
Probleme
Slowenen grenzen sich gern gegen ihre Nachbarn ab. Grenzstreitigkeiten mit Kroatien haben schon Tradition und werden mitunter erbittert geführt. Die zögerliche Privatisierung der Staatsbetriebe und der nach wie vor große Einfluss alter Kader in Politik und Wirtschaft hemmen eine zügige Modernisierung, wirken abschreckend auf ausländische Investoren. Durch hohe Herstellungskosten sind viele Produkte, zum Beispiel der hochwertige Wein, selbst für westliche Märkte zu teuer.
Wirtschaft
Haushaltsgeräte von Gorenje (unter anderem "Privileg"-Kühlschränke), Textilien und Holz, als Rohmaterial oder verarbeitet, stehen weit vorn auf der Liste der Exporte. Ikea wird seit Jahren von Slowenien beliefert. Industrielle Halbfertigprodukte gehen vor allem an Zulieferer der Automobilindustrie im Süden Deutschlands. Renault hat sehr große Fertigungsstätten. In der Ski-Fabrik von Elan werden auch Skier für Salomon und Völkl produziert, und so mancher Adidas-Turnschuh kommt aus Slowenien. Die slowenische Pharmaindustrie ist mittlerweile eine der größten Europas.
Slowenische Extreme
Das Land ist knapp so groß wie Hessen. Nur drei Prozent der Fläche des Landes werden landwirtschaftlich genutzt. 38 von 100 Slowenen sind regelmäßige Internetnutzer (EU-Schnitt 36 von 100). Ungarisch und Italienisch sind für die anerkannten Minderheiten per Verfassung garantierte Sprachen an Schulen und in Ämtern der grenznahen Gebiete. Mehr als zwei Drittel der Slowenen leben in der eigenen Wohnung oder im eigenen Haus.
Slowenische Verhältnisse
Das Durchschnittseinkommen der Slowenen liegt bei 1081 Euro, dafür sind 25 Prozent Steuern fällig. Bei 3432 Euro liegt der Steuersatz bei 36 Prozent. Alle Einkünfte darüber hinaus sind mit 50 Prozent zu versteuern. Krankenversicherung ist obligatorisch und kostet weitere 13,45 Prozent des Gehalts. Ein halbes Prozent davon geht in eine Versorgungskasse für Berufsunfähigkeit. Für die Zahnarztbehandlung ist eine Zusatzversicherung für 17 Euro monatlich notwendig. Langsam etablieren sich auch Privatversicherungen.
Automechaniker Simon Petek, 29, lebt mit seiner Freundin und dem gemeinsamen Sohn Nejc,7, in Maribor. Von 1000 Euro brutto bleiben ihm gut 600 Euro. 350 Euro steuert die Freundin zur Haushaltskasse bei. Ihre 44 Quadratmeter große Einzimmerwohnung mit Balkon kostet 320 Euro Warmmiete. Sie haben einen Seat Cordoba, Baujahr 1996. Petek spielt gern Fuß- und Basketball. Er hat jährlich vier Wochen Urlaub. Vergangenen August war er zwei Wochen an der kroatischen Küste.
Die Lehrerin Civa Popovic, 56, ist verheiratet. Sie verdient brutto 2000, netto 1200 Euro. Ihre Töchter Sabina, 34, und Petra, 26, sind längst aus dem familieneigenen 250-Quadratmeter-Haus am Stadtrand von Ljubljana ausgezogen, das durch den jüngsten Immobillienboom rund 500 000 Euro wert ist. Frau Popovic hat einen Audi A 3, fährt gern an die kroatische Küste, wo sie vergangenen Sommer zwei ihrer insgesamt sieben Ferienwochen verbracht hat - auf der Insel Krk. Aber sie ist auch gern zu Hause, bastelt, liest oder backt.
Hoteldirektor Igor Kadunc, 52, studierte Ökonomie in der Hauptstadt, machte nach dem Diplomabschluss seinen Master auf der Business-School in Bled. Kadunc ist verheiratet und hat einen Sohn, Andras, 11. Vor zwei Jahren übernahm er das Hotel "Lev", für 7000 Euro brutto monatlich soll er das alte Haus in einen modernen Betrieb verwandeln. Netto bleiben 3500 Euro, weil neben Steuern und Krankenversicherung noch 15,5 Prozent für die Rentenversicherung abgehen. Falls er arbeitslos wird, bekommt er 18 Monate lang Geld, weil er über 50 ist und schon mehr als 25 Jahre gearbeitet hat, und zwar drei Monate lang 70 Prozent des letzten Nettoeinkommens, dann 60 Prozent. Die Dreizimmerwohnung der Familie kostet 500 Euro Miete. Kadunc fährt einen VW Sharan, Baujahr 1996, mit Anhängerkupplung, damit er seine Zehn-Meter-Yacht transportieren kann. Fast jedes Sommerwochenende segelt er vor der kroatischen Küste, vergangenes Jahr verbrachte er dort auch alle drei Wochen seines Jahresurlaubs.