In der Ostsee 18 Schweinswale nach Sprengung tot - Habeck fordert Bundeshilfe bei "gigantischem Problem"

Schweinswal
Ein Schweinswal schwimmt in der Ostsee. Die Tiere gelten als gefährdet (Archivbild)

© F.Graner/WILDLIFE / Picture Alliance
Im geschützten Gebiet in der Ostsee hat die Marine alte Kriegsminen gesprengt. Dabei starben vermutlich etliche Schweinswale. Naturschützer und Grünen-Politiker schlagen Alarm und fordern Hilfe vom Bund.

Nach der Sprengung von 39 alten Seekriegsminen im Ostsee-Naturschutzgebiet Fehmarnbelt sieht sich die Marine mit Kritik von Naturschützern konfrontiert: "Die Sprengungen der Marine gefährden den Bestand der streng geschützten Schweinswale in der Ostsee", sagte Schleswig-Holsteins Umweltminister Jan Philipp Albrecht von den Grünen. Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) hatte erklärt, im Zeitraum nach den Sprengungen im Rahmen eines Nato-Manövers im August seien insgesamt 18 tote Schweinswale gefunden worden. Wie viele durch die Sprengungen während der Fortpflanzungszeit tatsächlich verletzt oder getötet worden seien, sei unklar, sagte Nabu-Geschäftsführer Leif Miller.

Im vergangenen Jahre waren an der deutschen Ostseeküste insgesamt 203 tote Schweinswale gefunden worden: in Schleswig-Holstein 134 und in Mecklenburg-Vorpommern 69.

Der Nabu vermutete, das Nato-Manöver könnte eine gute Gelegenheit gewesen sein, kostengünstig zu sprengen und aufwändige Abstimmungsprozesse mit Naturschutzbehörden zu umgehen. Nach Angaben der Organisation liegen noch mehr als 1,6 Millionen Tonnen Weltkriegsmunition in der deutschen Nord- und Ostsee.

Minen-Entsorgung: Grünen-Politiker fordern Hilfe vom Bund

Landesumweltminister Albrecht forderte den Bund auf, umgehend auf Alternativen zur Sprengung im Meer zu setzen und Projekte zur Unterwasserentschärfung per Roboter zu fördern. "Ich erwarte von Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer, dass sie den umfangreichen internationalen Schutzstatus der Schweinswale endlich achtet und auf Sprengungen von Munition verzichtet", sagte er.

Grünen-Chef Robert Habeck, der selbst zwischen 2012 und 2018 Umweltminister in Schleswig-Holstein war, schlägt in dieselbe Kerbe. Auch er fordert Unterstützung des Bundes für die Beseitigung versenkter Weltkriegsmunition in der Ostsee. Deutsche und europäische Küstengewässer seien voller Minen und Bomben, sagte Habeck der Deutschen Presse-Agentur. Dies habe man zu lange einfach nur hingenommen. "Der Bund hat sich immer wieder darauf zurückgezogen, dass er nicht verantwortlich ist, sondern die Länder. Die sind aber mit der Entsorgung finanziell überfordert und so rostet alles weiter vor sich hin." 

Der Bund müsse dringend seine Verantwortung annehmen und die Länder bei der Entwicklung von Entsorgungsrobotern unterstützen, sagte Habeck. Gebraucht werde auch ein Plan, wie dieses "gigantische Problem" gelöst werden könne.

dpa
rös