VG-Wort Pixel

Wahl in MV Drei Ex-CDU-Mitglieder holen Wahlkreise für die AfD

Die angebliche "Sozialdemokratisierung" der CDU führte die früheren Christdemokraten zur AfD. Nun sitzen ein Richter, ein Rechtsprofessor und ein Rentner aus Vorpommern mit Direktmandat für die AfD im Landtag.

In Mecklenburg-Vorpommern haben drei AfD-Politiker über die Erststimmen den Einzug in den Landtag geschafft. Alle drei hatten ihre politische Heimat in der CDU, bevor sie der "Alternative für Deutschland" beitraten. Die drei Abgeordneten mit Direktmandat:

Matthias Manthei (44 Jahre, 2 Kinder)

Manthei arbeitet als Richter am Amtsgericht Greifswald. Sein Schwerpunkt: Familienrecht. Der gebürtige Vorpommer ist seit 2013 Mitglied der AfD und Landessprecher der Partei. Seit 2014 sitzt er im Kreistag von Vorpommern-Greifswald.

Seine ersten politischen Erfahrungen machte Manthei nach der Wende in der CDU. Er baute die Junge Union in Anklam auf, bevor er nach Münster zum Studium ging, in Bonn sein Referendariat absolvierte und im Jahr 2000 in seine Heimat zurückkehrte. Von der CDU habe er sich abgewendet, weil ihn vieles an die alte DDR erinnert habe, sagt er. Mit der "Masseneinwanderung" werde nationales und internationales Recht gebrochen. Die Kreisgebiets- und Gerichtsreform im Nordosten nennt er einen Fehler.

Mit der AfD will Manthei eigenen Angaben zufolge mehr direkte Demokratie erreichen, den Betreuungsschlüssel in Kitas verbessern und den Polizeiabbau stoppen. Kurz vor der Wahl wurde ein Anschlag auf sein Haus in Wackerow verübt. Manthei errang im Wahlkreis Vorpommern-Greifswald II 31,6 Prozent der Stimmen.

Ralph Weber (55 Jahre, verheiratet)

Weber arbeitet seit 2009 als Rechtsprofessor an der Universität Greifswald. Dort ist er umstritten. So war er mit dem Tragen von Thor-Steinar-Kleidung, die auch in rechtsextremen Kreisen beliebt ist, in die Kritik geraten. Zudem war er der Doktorvater des früheren Sängers der Rechts-Band "Hassgesang". Weber sagt, er trenne Universität und Politik. Von der Vergangenheit des Sängers Maik Bunzel habe er nichts gewusst,rassistisches Gedankengut verurteile er.

Weber war langjähriges Mitglied der CDU. Der Partei habe er 2014 den Rücken gekehrt, weil er "die Sozialdemokratisierung der Partei und den bis zur Unkenntlichkeit voranschreitenden Verlust an konservativen Werten" nicht mehr mittragen wollte. Seine vorrangige Aufgabe als Landtagsabgeordneter sehe er darin, die Interessen Vorpommerns zu vertreten und den von der Landesregierung forcierten Strukturabbau in der Region zu stoppen. Weber holte in seinem Wahlkreis mit Wolgast und der Insel Usedom 35,3 Prozent der Stimmen.

Jürgen Strohschein (69 Jahre, 3 Kinder)

Strohschein aus Schönwalde bei Pasewalk war 42 Jahre CDU-Mitglied. Der 69-Jährige war Bürgermeister von 1990 bis 2009 und lange Amtsvorsteher in der Region Uecker-Randow. Die CDU verließ der gelernte Elektromonteur 2013. Er wollte das Vorgehen Deutschlands in der Euro-Krise mit Finanzhilfen für Griechenland nicht mittragen und lehnte die Kreisgebietsreform im Nordosten ab. "Frau Merkel hat die CDU nach links gesteuert und jetzt haben sie teilweise die SPD schon links überholt", klagt Strohschein.

Der Rentner gewann mit 28,6 Prozent gegen Landtags-Vizepräsidentin Beate Schlupp (CDU/26,2) und Heinz Müller (SPD/24,1). Strohschein will mehr Polizei in der Grenzregion und Aufnahmezentren für Flüchtlinge nahe ihrer Heimat. Der dreifache Vater hat immer noch gute Kontakte zur CDU. Er lebt inzwischen von seiner Frau getrennt: "Ich mache es so wie (Bundespräsident) Gauck", sagt der Mann aus Vorpommern.

dho/Martin Rathke und Winfried Wagner/DPA

Mehr zum Thema

Newsticker