Mit Razzien in Norddeutschland, der Schweiz und in den Niederlanden ist die Polizei gegen die mutmaßlichen Gründer eines rechtsextremen "Werwolf-Kommandos" vorgegangen. Die Bundesanwaltschaft ließ am Mittwoch Wohnungen, Geschäftsräume und zwei Gefängniszellen von sechs Männern durchsuchen. In Deutschland waren die Umgebung von Hamburg, die Region Hannover und Mecklenburg-Vorpommern betroffen. Die Razzien in Gefängniszellen erfolgten in der Schweiz.
Ziel der rechtsextremistischen Vereinigung sei es gewesen, das "politische System der Bundesrepublik Deutschland zu beseitigen", so die Bundesanwaltschaft. Es bestehe der Verdacht, dass die Männer zu diesem Zweck terroristische Gewalttaten verüben wollten. Als Vorbild soll ihnen die sogenannte "Werwolf"-Taktik der Nazis im Zweiten Weltkrieg gedient haben, die kurz vor dem Zusammenbruch des NS-Regimes Guerilla-Einheiten in den Kampf schicken wollten.
Konkrete Anschlagspläne gab es nach Wissen der Behörde aber nicht. Mangels dringenden Tatverdachts wurde bei der Aktion gegen Neonazis niemand festgenommen. Bei den Razzien wurden schriftliche Unterlagen und Computer sichergestellt, die jetzt ausgewertet werden sollen.
In Deutschland waren unter der Leitung der Bundesanwaltschaft rund 50 Polizeibeamte des Bundeskriminalamts und der beteiligten Landeskriminalämter im Einsatz. Mit der Aktion sollten Beweise für mögliche Anschlagspläne und Vorbereitungen gefunden werden. Die kriminalpolizeilichen Ermittlungen hat das Bundeskriminalamt in Zusammenarbeit mit dem Landeskriminalamt Hamburg übernommen. Den Durchsuchungen waren offenbar längere - auch verdeckte - Ermittlungen im Vorfeld vorausgegangen.
In München läuft derzeit der Prozess zur Aufarbeitung der Mordserie der rechtsextremen Gruppe NSU. Hauptangeklagte ist die einzige Überlebende der Gruppe, Beate Zschäpe.