Wenn man die Noch-CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer beim Wort nehmen darf – und darauf hat sie ja (noch) Anspruch –, dann wird sich die politische Landschaft der Republik am 25. April dieses Jahres in bislang nie gekannter Weise verändern. Die CDU wird von diesem Tag an einen neuen Vorsitzenden haben – geschenkt. Sie wird aber auch von jener historischen Sekunde der Neuwahl an de facto über einen Kanzlerkandidaten verfügen. Knapp anderthalb Jahre vor dem nächsten regulären Bundestagswahltermin – neben einer regulär amtierenden Kanzlerin aus derselben Partei. AKK schickt ihren Nachfolger damit auf einen politischen Wahnsinns-Marathon.
Dem Neuen darf man schon jetzt viel Durchhaltefähigkeit in einem politischen Himmelfahrtskommando wünschen. Er ist von jenem 25. April an nämlich nicht nur der Mann neben Merkel – er ist auch der Mann unter Merkel. Wahlweise also ein Herausforderer Merkels oder ein Kanzler-light. Dazwischen existiert nichts. Wie soll das funktionieren?
Annegret Kramp-Karrenbauers Werk, Angela Merkels Beitrag. Das kann nicht gut gehen.
Der Neue ist, so ganz nebenbei, zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht einmal der Mann, den auch CSU-Chef Markus Söder zwangsläufig unterstützen wird. Das Plazet der Bayern soll nach AKKs Plänen nämlich erst zu einem späteren Zeitpunkt eingeholt werden. Käme es so, AKK hätte im Abgang den lieben Markus aus München zu einem Polit-Zwerg degradiert.
Ob es so kommt? Schwer vorstellbar.
Das Ganze wirkt im Moment so unausgegoren, dass man daran im Prinzip nur eines ablesen kann: den Grad der Panik, in der sich die schrumpfende Volkspartei CDU derzeit befindet. Anders gesagt: Die CDU-Vorsitzende, die den Prozess um ihre Nachfolge "von vorne führen" wollte, weiß nicht mehr wo vorne ist und wo hinten.
Um es noch einmal zu präzisieren: Der neue Vorsitzende schlüpft eine gute Woche nach Ostern in exakt jene Rolle, die AKK – zum Teil auch aus Gründen der Selbstachtung – nicht mehr tragen wollte, nicht mehr ertragen konnte. Einen größeren Bärendienst hat schon lange keine Parteichefin ihrem eigenen Laden mehr erwiesen.
AKKs Werk und Merkels Beitrag. Das kann nicht gut gehen. Nicht für den Neuen. Nicht für die CDU. Womöglich nicht einmal für Angela Merkel. Denn das ist ja auch eine Variante, die die während ihrer CDU-Vorsitzzeit von Merkel immer mal wieder düpierte Kramp-Karrenbauer nun ins Spiel bringt, ob willentlich oder unwillentlich: Der Druck auf die Kanzlerin wird wachsen, früher den Weg frei zu machen. Einen weiteren Übergangschef wird sich die CDU nämlich weder leisten wollen noch können.
Gut möglich also, dass seit heute nicht nur AKKs Tage gezählt sind, sondern auch die Angela Merkels.