Berlin Wowereit nur zweite Wahl

Klaus Wowereit, Partykönig und Publikumsliebling, ist erst im zweiten Durchgang zum Regierenden Bürgermeister von Berlin gewählt worden. Im ersten Wahlgang hatte er die Mehrheit verfehlt - bei der SPD tauchten sofort böse Erinnerungen an Heide Simonis auf.

Klaus Wowereit (SPD) ist erst im zweiten Wahlgang zum Regierenden Bürgermeister von Berlin gewählt worden. 75 Abgeordnete stimmten für, 74 gegen ihn. Im ersten Wahlgang hatte Wowereit die absolute Mehrheit verfehlt, weil ihm zwei Stimmen aus den Reihen von SPD und Linkspartei fehlten. Der Schock bei den Sozialdemokraten war zunächst groß, Erinnerungen an die Niederlage von Heide Simonis in Schleswig Holstein wurden wach.

Im ersten Durchgang keine Mehrheit

Dass Wowereit im ersten Durchgang durchfiel, war so überraschend, dass sogar Walter Momper, Parlamentspräsident und altgedienter Politprofi, zunächst verwirrt war. Kurz nach 15 Uhr ernannte Momper Wowereit zum Sieger der Wahl und beglückwünschte ihn. In den Applaus hinein ergriff er Momper aber nochmals das Wort: Er werde gerade "belehrt", dass die erforderliche Mehrheit 75 Stimmen betrage. "Damit ist die Wahl nicht erfolgt", sagte Momper betreten. Im Plenarsaal des alten Preußischen Landtages machte sich Bestürzung breit.

Zwei Abweichler

Offenbar hatten zwei Abgeordnete aus den Reihen von SPD und Linkspartei nicht für Momper gestimmt. Diese Reaktion war verständlich: Nicht alle waren der zuvor ausgehandelten Koalitionsvereinbarung zufrieden.

Bei der SPD macht sich Panik breit, hinter den Kulissen wurde sofort nach den Schuldigen gesucht. Die Opposition hingegenk konnte ihre Schadenfreude nicht verbergen. Eine "Vollkatastrophe" nannten die Grünen, denen Wowereit nach der Wahl einen Korb gegeben hatte, das Ergebnis. Überrascht äußerte sich CDU-Fraktionschef Friedbert Pflüger: Er hätte angenommen, dass Rot-Rot genügend Disziplin aufbringe. Dies Verhalten nun sage aber Schlechtes voraus. "Selbst wenn er im zweiten Wahlgang gewählt wird - was ich erwarte - ist Wowereit erpressbar geworden."

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DPA/AP