Die Entscheidung über die berufliche Zukunft des Vorstandschefs der Bundesagentur für Arbeit (BA), Florian Gerster, rückt näher. Nach Informationen des "Handelsblatts" und des ZDF-"heute Journals" will die Mehrheit des BA-Verwaltungsrats Gerster bei einer Sondersitzung am Samstag das Misstrauen aussprechen. Die Zeitung berichtet unter Berufung auf Regierungskreise in ihrer Freitagausgabe, Arbeitsminister Wolfgang Clement (SPD) werde ein solches Votum akzeptieren und Gerster von seinen Aufgaben entbinden. Am Donnerstag hatte sich Clement nochmals hinter Gerster gestellt.
Rettungsversuch Clements
Laut "Handelsblatt" zeichnete sich die Mehrheit gegen Gerster bei einem Treffen Clements mit dem Präsidium des Verwaltungsrats ab. Wann das Treffen stattfand, wurde nicht mitgeteilt. Clement versuchte nach Darstellung der Zeitung, die Präsidiumsvertreter von Arbeitgebern und Gewerkschaften, Peter Clever und Ursula Engelen-Kefer, davon zu überzeugen, Gerster zu halten. Beide Seiten seien aber entschlossen, Gerster abzulösen. Das Arbeitsministerium, die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände und Engelen-Kefer lehnten am Donnerstagabend eine Stellungnahme zu der Darstellung ab.
Drei Verträge beanstandet
Der 21 Mitglieder umfassende Verwaltungsrat will am Samstag den Untersuchungsbericht der Innenrevision zu den Beraterverträgen der BA bewerten. Bekannt ist, dass in dem Bericht drei Kontrakte beanstandet werden, die ohne Ausschreibung vergeben worden seien - zwei mit dem Beratungsunternehmen Roland Berger und einer mit dem EDV-Konzern IBM. Die Beurteilung sei jedoch schwierig, da es sich um so genannte Anschlussverträge handele, hieß es. Ein Auftrag dafür könne unter bestimmten Umständen auch ohne eine Ausschreibung vergeben werden.
Gerster hatte am Donnerstag seine Teilnahme an der Eröffnung der Messe "KarriereStart 2004" an diesem Freitag in Dresden abgesagt. Er wolle derzeit keine öffentlichen Termine wahrnehmen, habe sein Büro erklärt, teilte die Messegesellschaft mit.