Chrobog-Entführung "Sind kein Risiko eingegangen"

Der im Jemen entführte Ex-Diplomat Jürgen Chrobog und seine Familie sind nach Deutschland zurückgekehrt. Der ehemalige Staatssekretär hat Vorwürfe zurückgewiesen, er sei leichtsinnig gewesen.

Die Familie Chrobog ist am Sonntagabend in einer Maschine der Bundeswehr auf deutschen Boden zurückgekehrt und auf dem Flughafen Köln-Wahn gelandet. Der Ex-Diplomat Jürgen Chrobog hat Vorwürfe zurückgewiesen, er und seine Familie hätten sich mit der Reise leichtfertig in Gefahr begeben. Er würde "niemals meine Familie und mich selbst im Rahmen einer Urlaubsreise einem erhöhten Risiko aussetzen", sagte Chrobog am nach der Rückkehr in Köln. Die Reiseroute sei von der jemenitischen Regierung ausgesucht worden. Dabei sei ein Stammeskonflikt übersehen worden. Der Regierung in Sanaa könne er aber deshalb keinen Vorwurf machen.

Dem "Tagesspiegel" sagte Chrobog zum Vorwurf des Leichtsinns: "Das ist absolut grotesk. Ich würde nie in den Irak fahren oder nach Afghanistan oder mir prähistorische Stätten anschauen in Kolumbien." Der 65-Jährige, seine Ehefrau und seine drei erwachsenen Söhne waren am Samstag nach drei Tagen in der Gewalt von Entführern freigelassen worden.

"Anständige und ehrenhafte" Behandlung

"Ich freue mich, mit meiner Familie gesund in Deutschland zu sein", sagte der frühere Krisenmanager im Auswärtigen Amt. Die Bundesregierung habe keine Gegenleistung für die Freilassung erbracht. "Es gab auch keine Forderung an die Bundesregierung." Die Entführung habe keinen ideologischen, terroristischen oder religiös- fundamentalistischen Hintergrund gehabt. "Das war kein Angriff gegen Deutsche oder gegen Touristen, es ging allein um eine Stammesfehde." Er und seine Familie seien "sehr anständig und ehrenhaft behandelt worden".

Er habe nie den Eindruck gehabt, "dass wir wirklich in Lebensgefahr standen", sagte Chrobog. "Aber es gab schon einige irrationale Momente, wo man sich durchaus als gefährdet betrachten konnte." So habe es zu Beginn der Entführung eine schwere Schießerei gegeben, bei der ein Fahrer fast ums Leben gekommen wäre. Einen anderen solchen Moment habe es gegeben, als die Entführer bemerkten, dass sie von jemenitischen Sicherheitskräften eingekesselt wurden.

Entführung sei eine "interessante Erfahrung"

Chrobog bezeichnete die Entführung als "interessante Erfahrung", eine andere Kultur sehr intensiv kennen zu lernen. "Da meine Frau sehr gut arabisch spricht, hatten wir auch sehr gute Kontaktmöglichkeiten zu den Entführern, zu deren Familien, zu dem ganzen dörflichen Umfeld." Er riet anderen Touristen, die Reiseinformationen des Auswärtigen Amtes (AA) zu befolgen. Das AA werde nun darüber beraten müssen, ob diese Hinweise angepasst werden sollten. Bislang rät das AA ausdrücklich von Einzelreisen ab und warnt zur Vorsicht. Empfohlen wird, Reisen von einer Reiseagentur organisieren zu lassen, wie dies Chrobog getan hatte.

DPA
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