CSU Krise Stoiber findet Trost beim Papst

Erst haben die Abgeordneten dem CSU-Chef ihre massive Verärgerung über seinen Politikstil deutlich gemacht. Dann ist der bayerische Ministerpräsident Stoiber mit der CSU-Fraktion am Donnerstag nach Rom gereist und im Vatikan von Papst Benedikt XVI. empfangen worden.

Es ist ein strahlender Tag in Rom, der Himmel wölbt sich azurblau über dem Petersdom und Edmund Stoiber, 64, gelingen an diesem Donnerstag lockere, witzige Sätze wie lange nicht mehr. "Ein Papstbesuch tut gut in allen Lebenslagen", formuliert er in die Kameras. Der Satz ist so schön, dass ihn der Sprecher der bayerischen CSU-Landtagsfraktion strahlend weiterreicht. Feine Ironie, Abstand zu den Dingen soll der Satz bedeuten. Die Reise der Landespolitiker aus München in die Ewige Stadt war seit langem geplant - für Edmund Stoiber ist sie wie ein Geschenk des Himmels.

150 Damen und Herren zählt die Delegation aus dem Freistaat, die Damen haben sich brav ein Kopftuch über die Haare geschlagen, die Herren nesteln an ihren Digitalkameras. Man wartet in der Sala Clementina, unter Fresken mit biblischen Motiven, noch vor ein paar Monaten war hier Johannes Paul II. aufgebahrt. Dann kommt der Bischof in Weiß, der angeblich so gestrenge Joseph Ratzinger, Chef von 1,2 Milliarden Katholiken.

Bayern unter sich

Doch zugleich ist er der Mann aus Marktl am Inn, der, kaum ins Reden gekommen, von der "geliebten bayerischen Heimat" spricht. Beifall brandet auf, langer warmer Beifall. "Einer von uns", murmelt ein Fraktionsmensch über den Pontifex. Am Schluss seiner Rede zitiert Ratzinger die Bayernhymne. "Gott mit Dir, Du Land der Bayern" - so etwas tut gut in allen Lebenslagen.

Spannung beim gemeinsamen Essen spürbar

"Sehr viel Verständnis" für seine Entscheidung, doch nicht nach Berlin zu gehen, habe der Papst im kleinen Kreis gezeigt, meint CSU-Chef Stoiber später unter der strahlenden Sonne auf dem Petersplatz. Auch das sagt er mehrmals, fast so, als solle es eine kleine Ermahnung an die eignen CSU-Mannen sein. Dann geht’s zum gemeinsamen Mittagessen in die "Osteria L’Orso", das Gasthaus zum Bären, - das Wortspiel über das Fell, das man zu früh verteilt hat, wird manchem in der Delegation gar nicht amüsiert haben.

Die Spannung, der Konflikt in der CSU sind fast zum Greifen - auch für Außenstehende, auch in Rom. Da tritt Ex-Justizminister Alfred Sauter vors Gasthaus. In Italien herrscht striktes Rauchverbot in Restaurants, aber Sauter sucht auch gleich eine Kamera mit Mikro, spricht vom "Neuanfang", von möglicher Direktwahl des bayerischen Ministerpräsidenten in der Zukunft. Ein ebenfalls vor Lokal getretener Widersacher zischt ihm etwas nicht sehr Freundliches entgegen - die Spannung vorm "Bären" ist spürbar.

Collage mit Porträts von Merz, Klingbeil, Söder und Reiche

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Beckstein spricht von "göttlichem Willen"

"Nicht optimal gelaufen", sagt da etwa der bayerische Innenminister Günther Beckstein, einer der beiden Männer, die Stoiber beerben wollten. Aber so sei es nun mal, man kriegt nicht alles im Leben. "Der Mensch denkt, Gott lenkt" - Beckstein scheint es humorvoll zu nehmen, zumindest in Rom. Das ist der Ton an diesem Tage: Feine Ironie, gebremster Groll. "In Rom gibt man sich bußfertig", meint ein anderer aus der Ministerriege. "Eine Papstaudienz zu haben, ist ein Höhepunkt im Leben", sagt auch Stoiber heiter. Rom ist wunderschön, blauer Himmel, ein Highlight für jeden Katholiken, noch zwei Tage ist er in der Ewigen Stadt - übermorgen wieder in den Niederungen in Berlin und München.

DPA
Peer Meinert/DPA