Demokratiefest in Berlin "Hier wird nicht gedroht" - Schreie und Buhrufe bei Baerbock-Veranstaltung

Annalena Baerbock beim Bürgerdialog im Rahmen des Demokratiefest in Berlin
Annalena Baerbock beim Bürgerdialog im Rahmen des Demokratiefest in Berlin
© Auswaertigen Amt/Kira Hoffmann
Korruption und Einseitigkeit werfen Anti-Israel-Demonstranten der Bundesregierung vor. Bei einer Veranstaltung mit Annalena Baerbock stören sie die Debatte mit der Außenministerin, die in ihrer Antwort deutlich wird.

Auf dem Demokratiefest in Berlin ist es am Sonntag bei einer Veranstaltung mit Außenministerin Annalena Baerbock zu lautstarken Protesten gekommen. Aus Protest gegen den Umgang der Bundesregierung mit dem Gaza-Krieg störten mehrere Teilnehmer mit lauten Rufen und mit Bannern eine Debatte der Grünen-Politikerin mit Bürgern. Sie warfen der Bundesregierung Korruption und Einseitigkeit vor und forderten Baerbock unter anderem auf, die Waffenlieferungen an Israel sofort zu stoppen. 

Baerbock versuchte, die Fragen ruhig zu beantworten - sie wurde aber im Zuge der Tumulte und ständiger Zwischenrufe im Saal ebenfalls zwischenzeitlich laut. "Hier wird nicht gedroht", rief sie einem Teilnehmer entgegen. Deutschland arbeite daran, dass sowohl Israel als auch die Palästinenser in Frieden leben könnten, versicherte sie. Sie bat die Teilnehmer, bei den Fakten zu bleiben.

Acht Teilnehmer entfernt

Mindestens acht Teilnehmer mussten den Veranstaltungsort, das Tipi am Kanzleramt, teils unter heftigem Protest verlassen, wie eine dpa-Reporterin beobachtete. In einzelnen Fällen kam es auch zu einem Handgemenge und körperlichen Auseinandersetzungen mit dem Sicherheitspersonal. Zwei Frauen blieben trotz wiederholter Störrufe im Saal. Die Außenministerin versuchte mehrfach, auf die beiden Frauen einzugehen, und bat das Sicherheitspersonal darum, nicht gewaltsam gegen die Demonstranten vorzugehen. Sie unterbrach dafür auch mehrmals die Beantwortung von Fragen. Große Teile des restlichen Publikums reagierten mit Unverständnis und lauten Buhrufen auf den Protest. 

Eine der beiden Frauen gab sich später als "antizionistische Jüdin" zu erkennen. Sie traue sich nicht, ihren Protest anderswo vorzutragen, in Deutschland werde sie in ihrer freien Meinungsäußerung zum Gaza-Krieg eingeschränkt, erklärte sie. Mit der Beteiligung Deutschlands werde Gaza "in Schutt und Asche" gelegt. 

Baerbock betonte, dass Israel ein Recht auf Selbstverteidigung habe. Sie verwies auf die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer, die betont hatte, dass es kein christliches, jüdisches oder muslimisches Blut gebe, "sondern nur menschliches Blut". Dieser Grundsatz leite auch die Bundesregierung im Gaza-Konflikt, sagte Baerbock.

Kra/DPA

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