Jungpolitiker Christian Hanika Model, DJ und mit 27 Jahren in den Bundestag

Christian Hanika war Model, Faschingsprinz und legt als DJ Vulkan auf. Doch der 27-Jährige hat nun andere Pläne: Er kandidiert als einer der jüngsten Spitzenpolitiker bei der Bundestagswahl.

Christian Hanika hat in seinem Vorgarten die weiß-blaue Fahne des bayerischen Freistaates gehisst. Darunter ziert sein Bild das Wahlplakat der Freien Wähler. Bescheiden ist der 27-Jährige, der sich auf seiner Seite im Internet keck als "neueste politische Versuchung" anbietet, nun wirklich nicht. Aber der Tausendsassa mit unzähligen Hobbys ist schließlich die große Hoffnung seiner Partei. Mit 27 Jahren geht er als einer der jüngsten Spitzenkandidaten bundesweit für den Landesverband Bayern der Freien Wähler in die Bundestagswahl am 22. September.

Die Aussichten mit der Partei, die in Bayern zwar an der Zehn-Prozent-Hürde kratzt, bundesweit aber noch unter drei Prozent liegt, im Herbst in den Bundestag einzuziehen, sind gering. "Wenn wir aber eine Woche zuvor bei der Landtagswahl in Bayern das Zünglein an der Waage sind, könnte dies einen Schub für die Bundestagswahl bedeuten", hofft Hanika, der im Wahlkreis Landshut-Kelheim antritt.

Seriöser Politiker und leidenschaftlicher Entertainer

"Ich habe zwei Gesichter: Ich bin seriöser Politiker aber auch leidenschaftlicher Entertainer", bekennt Hanika. Im Sommer legt er fast jeden Samstag bei Hochzeiten oder Geburtstagen als "DJ Vulkan" auf. Bis morgens um fünf gehe es dabei oft, erzählt Hanika. Nach wenigen Stunden Schlaf steht er aber am Sonntag um 10.00 Uhr beim politischen Frühschoppen, wie die Wahlveranstaltungen in Bayern auch genannt werden. Sollte er in den Bundestag einziehen, will er als Entertainer kürzertreten. "Ich weiß, der Auftrag der Wähler hat Priorität Nummer 1."

Der Bundesvorsitzende der Freien Wähler, Hubert Aiwanger, ist überzeugt von den Qualitäten des jungen Spitzenkandidaten. "Er ist ein junger dynamischer Mann, der schon große Berufserfahrung vorweisen kann. Er kann Menschen motivieren, hat politisches Talent und ist ein guter Redner", betont Aiwanger. Er ist überzeugt, dass Hanika in seinem Stimmkreis ein gutes Ergebnis holen wird.

Hanika hat noch nie ein Mandat ausgeübt

Sein politisches Rüstzeug hat Hanika bei seinem früheren Arbeitgeber E.ON mitbekommen, bei dem er Energieelektronik gelernt hat. Viereinhalb Jahre lang vertrat er als freigestellter Betriebsrat tausende Auszubildende in der Arbeitnehmervertretung. Daneben machte er seinen Industriemeister in Elektrotechnik und Mechatronik. Im Herbst will er das Fernstudium zum Betriebswirt abgeschlossen haben. In diesem Sommer hat er allerdings gekündigt und sich selbstständig gemacht in der Eventbranche.

Politische Erfahrung sammelte Hanika bislang nur in seiner Partei, in die er 2008 eintrat. Ein Mandat, etwa in einem Kommunalparlament oder im Landtag, übte er noch nie aus.

Noch wohnt Hanika mit seiner Mutter nur wenige Kilometer von Regensburg entfernt in einer Doppelhaushälfte. Als Nesthocker sieht sich der 27-Jährige aber nicht. "Als ich 18 Jahre alt war, starb mein Vater. Und wenn ich ausgezogen wäre, hätte meine Mutter das Haus nicht halten können. Wir leben wie in einer Wohngemeinschaft zusammen." Sollte er bei der Bundestagswahl erfolgreich sein, könnte sich das ändern.

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ds/André Jahnke, DPA