Der Leiter der KZ-Gedenkstätte Buchenwald, Volkhard Knigge, möchte den geschäftsführenden Thüringer Ministerpräsidenten Thomas Kemmerich (FDP) nicht in dieser Funktion bei der Gedenkzeremonie im April teilhaben lassen. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass er, der mit den Stimmen der AfD gewählt worden ist, bei dem Jahrestag in Buchenwald eine Rolle spielen kann", sagte der Historiker der Zeitung "Neues Deutschland" (Mittwochsausgabe).
Die Gedenkstätte stellte gegenüber der Nachrichtenagentur AFP klar, damit sei "kein Zutrittsverbot" für Kemmerich als Person gemeint. Dieser könne selbstverständlich an der Gedenkzeremonie teilnehmen. Es gehe lediglich um einen offiziellen Auftritt des FDP-Politikers als Vertreter des Freistaats Thüringen.
"Ein Hauch von Weimar" nach Kemmerich-Wahl
Mit der Wahl in Thüringen sei "ein Hauch von Weimar" über das Land geweht, sagte Knigge weiter dem "Neuen Deutschland". In der Bundesrepublik habe es in der Erinnerung an den Nationalsozialismus einen Konsens darüber gegeben, nicht mit neofaschistischen und neonazistischen Parteien zusammenzuarbeiten. Mit Kemmerichs Annahme der Wahl und den anschließenden Gratulationen sei dieser bundesrepublikanische Konsens verletzt worden.
Mit Blick auf den 75. Jahrestag der Befreiung Buchenwalds Anfang April sagte Knigge: "Dass Menschen, die die nationalsozialistische Verfolgung erlitten und überlebt haben, das Rückdrehen der Geschichte - und sei es nur im Ansatz - wieder erleben müssen, ist erschütternd."
Knigge hatte in der Vergangenheit mehrfach AfD-Politikern eine Teilnahme an Gedenkveranstaltungen in Buchenwald verwehrt. Die Gedenkstätte Buchenwald erinnert an die etwa 56.000 Menschen, die dort in der NS-Zeit getötet wurden. Weitere etwa 7000 Menschen starben in der anschließenden Zeit der Nutzung des Geländes als sowjetisches Speziallager. 1958 wurde dann die Nationale Mahn- und Gedenkstätte Buchenwald eröffnet.