Frau Paus, Schüler und Lehrer sind kurz vor den Ferien in entspannter Wandertagslaune. Das entspricht nicht ganz Ihrer Stimmung in den letzten Tagen vor der parlamentarischen Sommerpause, oder?
Die vergangenen Wochen waren eher wie die Zeit kurz vor der Entscheidung über die Noten. Da muss man nochmal alles nachholen, was man vorher nicht geschafft hat.
Die für Sie so wichtige Kindergrundsicherung scheint ein Problem-Projekt zu sein. Monatelang haben Sie sich mit dem Finanzminister nicht über die Kosten einigen können. Jetzt hat er sie auf jährlich zwei Milliarden Euro gestutzt.
Das ist so nicht korrekt. Die zwei Milliarden Euro sind nur ein Platzhalter in der Finanzplanung ab 2025. Die Kindergrundsicherung soll Leistungsverbesserungen enthalten und wird am Ende mehr als zwei Milliarden Euro kosten.
Sie hatten zwölf Milliarden Euro gefordert. Um die geht es gar nicht mehr, auch Sie selbst sprechen nur noch von sieben Milliarden.
Die konkrete Summe kann erst in einem fertigen Gesetz stehen. Es ist das klare Ziel von mir, dem Kanzler und der gesamten Bundesregierung, dass wir bis zum Ende der Sommerpause einen Gesetzesentwurf haben. Und schon jetzt steht fest, dass es ab 2025 eine Kindergrundsicherung mit verbesserten Leistungen für arme Kinder geben wird.
Der Kanzler hat Ihnen dazu einen Brief geschrieben, in dem von einer "berechtigten Leistungsverbesserung" die Rede ist – das stützt Ihre Position. Warum war ein solcher Brief notwendig?
Die Regierung ist eine Dreier-Konstellation. Der Brief hat die nötige Klarheit geschaffen, damit wir jetzt zügig weiterarbeiten können und ist auch ein Signal, dass es bei der Kindergrundsicherung um mehr geht als eine Verwaltungsreform. In Deutschland wächst jedes fünfte Kind in Armut auf. Und gerade in Zeiten gestiegener Inflation ist es wichtig, Familien zu unterstützen, die es ohnehin schwer haben. Das ist sozial gerecht. Auch mit Blick auf den Zusammenhalt in einer alternden Gesellschaft sind Hilfen für Kinder die beste Zukunftsinvestition, die wir tätigen können. Da werden sonst riesige Chancen einfach vertan. Familien und Kinder sind das Wichtigste, das wir haben in unserem Land. Mein Job als Familienministerin ist es, sich mit darum zu kümmern, dass es ihnen besser geht. Im Übrigen sind laut Kinderreport des deutschen Kinderhilfswerks drei Viertel der Bevölkerung der Meinung, das zu wenig gegen Kinderarmut getan wird. Das sind deutliche Zahlen.