Kein Gendern in bayerischen Behörden und Schulen – das will Ministerpräsident Markus Söder in seinem Bundesland durchsetzen. "Mit uns wird es kein verpflichtendes Gendern geben", sagte der CSU-Chef am Dienstag. In der ZDF-Talkshow stellte der Moderator Markus Lanz Söder eine pikante Frage. Was droht dem "Lehrer, der morgens mit einem Hafermilch-Capuccino gendert"? Reden könne jeder außerhalb des Klassenraumes, wie es ihm gefällt, wich Söder zunächst aus, fügte dann aber hinzu: "Die Frage ist, ob es gelehrt wird" und ob die Noten der Schüler davon abhingen. Dass Schüler, die nicht gendern, schlechter bewertet würden, könne nicht sein, sagte Bayerns Ministerpräsident.
Es habe zudem seinen Grund, dass eine Mehrheit der Deutschen das Gendern ablehne, sagte Söder und berief sich auf eine aktuelle Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey. Demnach lehnen 80 Prozent der Deutschen Gender-Sternchen und Co. ab. Ähnliches ergab auch eine Forsa-Umfrage im Sommer 2023. Fast drei Viertel der Deutschen zeigten sich damals vom Gendern genervt, die Mehrheit plädierte für ein Gender-Verbot in der Verwaltung.
Söder äußerte Verständnis für die Ablehnung und fügte hinzu: "Ich finde, es spaltet, dieses übertriebene Gendern."
Markus Söder mit Gender-Verbot an Schulen nicht allein
Markus Söder ist nicht der Erste, der sich öffentlich kritisch zum Gendern äußert. Binnen-I, Unterstrich, Gender-Sternchen und Co. sind ein bundesweit immer wieder kontrovers diskutiertes Thema. Der Ampel-Regierung warf Söder zuletzt vor, mit Vorhaben wie dem Gendern zu überziehen. "Etwas mehr Vernunft und Menschenverstand täte allen in Berlin gut", sagte der bayerische Ministerpräsident bei Lanz mit Blick auf die Ampel-Regierung.
Bayern wäre nicht das erste Bundesland, in dem das Gendern an Schulen einen schweren Stand hat. In Sachsen und Sachsen-Anhalt werden entsprechende Sprachregelungen an Schulen ebenfalls abgelehnt. Stattdessen werden geschlechtsneutrale Paarformen empfohlen. Gendern in Aufsätzen wird von sächsischen Lehrkräften als Fehler gewertet. In Sachsen-Anhalt gibt es bei der Bewertung zwar mehr Spielraum. Gender-Sternchen und Co. sind an Schulen dennoch verboten.
In Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg gibt es keine Gender-Verbote. Das Bildungsministerium in Düsseldorf verweist aber auf Vorgaben, wonach grundsätzlich eine geschlechtergerechte Sprache zu verwenden ist. So soll geschlechtsneutral oder in Paarformen, also weiblich und männlich, formuliert werden. Auch Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann hält nichts vom Gendern im Klassenzimmer. Die Beurteilungs- und Korrekturrichtlinien in seinem Bundesland enthalten aber keine Vorgaben dazu.
Der Deutsche Lehrerverband lehnt das Gendern durch Lehrerinnen und Lehrer unterdessen ab. Lehrkräfte sollten sich im Unterricht "an das amtliche Regelwerk halten und nicht vorgesehene Schreibungen unterlassen", sagte der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, im April der Deutschen Presse-Agentur. Bei Schülern sollten sie allerdings "tolerant und zurückhaltend" sein, wenn diese in Aufsätzen und Klausuren "nichtamtliche Genderschreibweisen" verwendeten.

Das Wichtigste aus der Bundespolitik auf einen Blick
Abonnieren Sie unseren kostenlosen Hauptstadt-Newsletter – und lesen Sie die wichtigsten Infos der Woche, von unseren Berliner Politik-Expertinnen und -Experten für Sie ausgewählt!
Quellen: T-Online.de, X (vormals Twitter), DPA