Strengere Asylgesetze Union bricht Gespräche mit Ampel über Migration ab – scharfe Kritik von Merz

Polizisten stoppen einen Transporter bei einer Straßenkontrolle in Brandenburg, um die Schleuserkriminalität zu bekämpfen
Polizisten stoppen einen Transporter bei einer Straßenkontrolle in Brandenburg, um die Schleuserkriminalität zu bekämpfen
© Patrick Pleul / DPA
Nach dem Scheitern des Spitzengesprächs zur Migration macht die Union der Ampelkoalition schwere Vorwürfe. Innenministerin Faeser will die Pläne zur Verschärfung des Asylrechts jetzt ohne die Opposition umsetzen.

Die Union hat die Gespräche mit der Bundesregierung über eine gemeinsame Reform der Migrationspolitik für gescheitert erklärt. Die Vertreter von CDU/CSU und Koalition seien bei den Beratungen am Dienstag in Berlin "nicht zu einem gemeinsamen Ergebnis gekommen", sagte Unions-Parlamentsgeschäftsführer Thorsten Frei (CDU). Die Gespräche sollten deshalb in diesem Format nicht fortgesetzt werden: "Das erübrigt sich", sagte Frei.

Unionsfraktionschef Friedrich Merz hat die Regierung von Kanzler Olaf Scholz scharf kritisiert. "Die Bundesregierung ist intern offensichtlich heillos zerstritten und kann sich nicht auf wirksame Maßnahmen einigen", sagte der CDU-Vorsitzende nach dem Ende der Beratungen der "Bild". "Die Ampel kapituliert vor der Herausforderung der irregulären Migration", schrieb Merz weiter und fügte hinzu: "Die Bundesregierung ist handlungsunfähig und führungslos.".

Grüne: Trauerspiel von der Union

CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt sagte in Berlin, die Ampel sei nicht zu wirksamen Maßnahmen zur Begrenzung der irregulären Migration in der Lage. "Wir stehen weiterhin für die Vereinbarung schnell wirksamer Maßnahmen zum Stopp der illegalen Migration bereit, aber nicht für Placebo-Maßnahmen ohne echte Wirkung."

Naturgemäß wiesen SPD und Grüne jegliche Verantwortung für das Scheitern der Gespräche zurück. SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert sagte: "Friedrich Merz hat sich heute für die Methode Wagenknecht entschieden: Harte Worte, aber kein Mut zur Verantwortung. Dem staatspolitischen Selbstverständnis der CDU wird das nicht gerecht." Offenkundig sei die Angst vor dem innerparteilichen Gesichtsverlust größer gewesen als der unbedingte Wille zur staatspolitischen Verantwortung.

Die Grünen-Parlamentsgeschäftsführerin Irene Mihalic meinte, es sei "ein Trauerspiel, dass die Union der Verantwortung für unser Land nicht gerecht wird und weiter eine Politik der Show-Effekte ohne Substanz betreibt". "Die Union hat bis zum heutigen Tag keinen Vorschlag eingebracht, der auf dem Boden des EU-Rechts steht." Die Union habe sich "in dieser Form und Aufstellung als nicht regierungsfähig erwiesen".

Grünen-Chef Omid Nouripour zeigte sich nach dem Abbruch der Gespräche verärgert. "Was für ein Schmierentheater der Union", sagte Nouripour dem Nachrichtenportal "t-online". "Die Union hatte die Chance, sich an gemeinsamen Lösungen zu beteiligen und hat überdeutlich gezeigt, dass sie dazu nicht in der Lage ist", kritisierte er. Es gehe der Union "offensichtlich nicht um die Sache, nicht um tatsächliche Sorgen, sondern schlicht um Überschriften, Lautstärke und Profilierung".

CDU sind Faesers Vorschläge zu Migration zu wenig

Bundesinnenministerin Nancy Faeser von der SPD schlug bei dem Gespräch, an dem auch Ländervertreter teilnahmen, ein Modell vor, um Asylbewerber, die anderswo schon registriert wurden, künftig rascher in für sie zuständige europäische Staaten zu bringen. Die Pläne will die Ampel-Regierung aus SPD, Grünen und FDP nach Angaben der Ministerin nun auch ohne die Union verfolgen. Faeser räumte ein: "Wenn wir das jetzt als gutes System etablieren wollen, braucht es mehr Personal, damit die Bundespolizei das auch dauerhaft stemmen kann."

Für die konkrete Umsetzung der geplanten Beschleunigung sei eine Zusammenarbeit mit den betroffenen Bundesländern notwendig, sagte Faeser. Bei einigen Ländern habe sie hierzu auch bereits Interesse festgestellt.

Collage mit Porträts von Merz, Klingbeil, Söder und Reiche

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Der CDU-Politiker Frei kritisierte, die Pläne zielten nicht auf zusätzliche Zurückweisungen an den deutschen Grenzen, sondern auf beschleunigte Verfahren in Deutschland. Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) sagte, das Festhalten der Menschen im grenznahen Raum sei effektiver als ein Zurückschieben über die grüne Grenze, wo damit zu rechnen sei, dass die Zurückgeschobenen an anderer Stelle dann einen weiteren Einreiseversuch unternehmen würden.

Der Artikel wurde mehrfach aktualisiert.

Reuters · DPA
tis