Die Oberbürgermeisterwahl in Köln wird trotz des Angriffs auf die parteilose Kandidatin Henriette Reker wie geplant an diesem Sonntag stattfinden. Das teilte die Stadtverwaltung am Samstag mit. Spitzen der Stadtverwaltung hatten zuvor beraten, ob die Wahl des neuen Rathauschefs erneut verschoben werden soll, nachdem ein 44-Jähriger am Samstag mit einem Messer auf Reker losgegangen war und sie schwer verletzt hatte. Vier weitere Personen wurden ebenfalls verletzt. Der Angreifer wurde festgenommen. Die parteilose Reker gilt bei der Oberbürgermeisterwahl als aussichtsreiche Bewerberin.
SPD-Konkurrent unterbricht Wahlkampf
Über Parteigrenzen hinweg zeigten sich Politiker über den Angriff entsetzt. SPD-Kandidat zur Oberbürgermeisterwahl Jochen Ott kündigte über Facebook an, seinen Wahlkampf vorerst zu unterbrechen.
Auch SPD-Chef Sigmar Gabriel teilte am Samstag auf seiner Facebook-Seite mit, er sei "schockiert über die hinterhältige Gewalttat". Gabriel betonte: "Gewalt hat in der politischen Auseinandersetzung in Deutschland keinen Platz." Der Sprecher der Bundesregierung, Steffen Seibert, teilte im Kurznachrichtendienst Twitter mit: "Die Gedanken sind bei Henriette Reker und den anderen Verletzten des Messeranschlags." Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) verurteilte die Tat auf Twitter als unfassbar und abscheulich. Grünen-Chef Cem Özdemir sagte auf einem Parteitag der bayerischen Grünen in Bad Windsheim: "Das macht einen schon ziemlich fassungslos, wenn man sieht, wie viel Gewaltpotenzial bei manchen Leuten in der Gesellschaft vorhanden ist." NRW-CDU-Chef Armin Laschet zeigte sich "tief entsetzt". Schockiert zeigte sich FDP-Chef Christian Lindner.
Tat könnte Wahlergebnis beeinflussen
Der Politikwissenschaftler Ulrich von Alemann glaubt, dass der Angriff Einfluss auf das Wahlergebnis am Sonntag haben kann. "Sie wird wohl einen tragischen Bonus bekommen", sagte der Professor der Düsseldorfer Heinrich-Heine-Universität am Samstag im Westdeutschen Rundfunk. Allerdings sei Reker ohnehin die Favoritin gewesen, sodass die Wahl in ihrem Ausgang wohl nicht entscheidend verfälscht werde.
Dass die Stadt trotz des Angriffs an dem Wahltermin an diesem Sonntag festhält, wertete er als richtig. "Wir dürfen uns in unserer Demokratie nicht den Wahltermin vorgeben lassen von politischen oder psychisch gestörten Attentätern oder wem auch immer", betonte er. "Die Wahl ist angesetzt, die Bürger warten darauf."