Nach Wortgefecht mit Sigmar Gabriel ZDF-Chefs nehmen Marietta Slomka in Schutz

Das ZDF stellt sich vor Marietta Slomka. Die Moderatorin steht nach ihrem Wortgefecht mit SPD-Boss Gabriel in der Kritik. CSU-Chef Seehofer irritiert derweil mit seinem Verständnis von Pressefreiheit.

Nach dem Wortgefecht zwischen SPD-Chef Sigmar Gabriel und "heute-journal"-Moderatorin Marietta Slomka hat sich ZDF-Intendant Thomas Bellut gegen Einflussversuche aus der Politik verwahrt. "Wir sind in unserer journalistischen Arbeit unabhängig, egal wer in Berlin regiert", sagte Bellut der "Bild am Sonntag". Gleichzeitig nahm er die Moderatorin gegen die Kritik von CSU-Chef Horst Seehofer in Schutz: "Marietta Slomka ist eine hervorragende Journalistin und ein Aushängeschild für das ZDF."

Bellut räumte Seehofer, der auch Mitglied im ZDF-Verwaltungsrat ist, grundsätzlich das Recht auf Kritik ein: "Selbstverständlich sollen und können Gremienmitglieder Kritik am Programm äußern." Im Fall des Gabriel-Interviews vom Donnerstag teile er sie aber nicht: "In einem Live-Interview kann es auch mal zur Sache gehen. Ganz unbeteiligt war Herr Gabriel auch nicht."

Auch ZDF-Chefredakteur Peter Frey nahm Slomka in Schutz. Dem Nachrichtenmagazin "Spiegel" sagte er: "Wenn mal die Fetzen fliegen, schadet das der Demokratie nicht." Den Verlauf des Interviews kritiserte er hingegen, da sich die beide in der Frage, ob der Mitgliederentscheid verfassungsgemäß sei, "zu lange verhakt" hätten.

Opposition kritisiert "Fürst Seehofer"

Slomka hatte in dem Interview verfassungsrechtliche Bedenken gegen den Mitgliederentscheid der SPD über den Koalitionsvertrag geäußert. Gabriel wies diese Einwände empört zurück und warf der Moderatorin Parteilichkeit vor. Seehofer bezeichnete Slomkas Fragen später als absurd und kündigte an, er werde Bellut einen Brief schreiben. Zuvor soll er bereits eine SMS an Bellut geschickt haben.

Die Opposition zeigt sich wiederum empört von dem Gebahren Seehofers. Die "Bild am Sonntag" zitiert Grünen-Fraktionschefin im Bundestag Katrin Göring-Eckardt mit den Worten: "Fürst Seehofers Verständnis von Pressefreiheit und Einfluss der Politik auf die öffentlich-rechtlichen Sender ist erschütternd." Sie sei gespannt, "in welchen Formen sich die anbahnende Arroganz der Große Koalition noch ausdrücken wird."

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