NSU-Prozess Wohlleben: "Ich bin nicht schuldig" - Befragung verschoben

Nach Beate Zschäpe hat auch der mutmaßliche Terrorhelfer Ralf Wohlleben zu den Vorwürfen Stellung genommen. Am Oberlandesgericht München verlas er seine Aussage, auf Fragen zum Anklagevorwurf geht er im Januar ein.

Im NSU-Prozess hat nach der Hauptangeklagten Beate Zschäpe ein weiterer Angeklagter sein mehrjähriges Schweigen gebrochen. Ralf Wohlleben hat sich am Mittwoch am Oberlandesgericht München erstmals zu den Vorwürfen gegen ihn geäußert. "Seine Aussage ist ein Akt der Notwehr gegen Lügen und Unterstellungen", hatte seine Verteidigerin Nicole Schneiders angekündigt.

Wohlleben ist ein ehemaliger NPD-Funktionär. Ihm wird vorgeworfen, den rechtsextremen "Nationalsozialistischen Untergrund" (NSU) bei deren Anschlägen Morden unterstützt zu haben. Seine schriftlich vorformulierte Einlassung hat Wohlleben - im Gegensatz zu Zschäpe am vergangenen Mittwoch - selbst verlesen. 

Darin streitet Wohlleben jede juristische Schuld ab. Er habe das Trio zwar unterstützt, jedoch bloß in geringem Umfang, als Freund, und nicht in strafrechtlich relevanten Belangen. So seien Zschäpe, Böhnhardt und Mundlos etwa in seinem Auto geflohen. Die Mordwaffe des NSU, mit der zehn Menschen getötet wurden, habe er nicht beschafft - wohl aber einen Tipp gegeben, wo eine eventuell Schusswaffe zu bekommen sei. Von den Anschlägen und Morden des NSU habe er "wie alle anderen auch" aus den Medien erfahren.

Dass er seine Aussage ablesen und nicht frei äußern wollte, hatte Wohlleben zu Beginn damit begründet, dass er aufgrund seiner langen Untersuchungshaft an erheblichen Konzentrationsstörungen und Wortfindungsstörungen leide. Wie Zschäpe sitzt Wohlleben seit 2011 in U-Haft.

Wohlleben will Fragen des Gerichts beantworten

Auch Fragen des Gerichts will Wohlleben beantworten. Am Donnerstag, dem 252. NSU-Prozesstag, will er jedoch ausschließlich Fragen zu seiner Biografie und seinem Werdegang in der rechten Szene beantworten. Auf Fragen zum Anklagevorwurf geht er erst im Januar ein.

Zschäpe ist das einzige überlebende Mitglied der NSU-Gruppe. Sie hatte in der vergangenen Woche von ihrem Anwalt eine ausführliche Erklärung verlesen lassen und darin jede Beteiligung an den Morden bestritten. Ihre Freunde Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos, die sich bei ihrer Enttarnung umbrachten, hätten die Taten allein begangen und ihr jeweils erst im Nachhinein davon berichtet, ließ Zschäpe von ihrem Verteidiger erklären. Den Ermittlungen zufolge ermordete die Gruppe binnen zehn Jahren neun Männer griechischer und türkischer Abstammung sowie eine Polizistin. Außerdem sollen die Extremisten mehrere Bombenanschläge und Raubüberfälle begangen haben.

jen