Die PDS ist die Fahrstuhlmannschaft der deutschen Politliga. Nachdem ihre Fraktion 2002 aus dem Bundestag flog, galt die SED-Nachfolgetruppe in der obersten Liga als erledigt. Im vergangenen Sommer aber sorgten die Eigentore des SPD-Spitzenteams im Spiel um die Hartz-IV-Gesetze für unerwartete Erfolge der PDS in der Regionalliga Ost: Die Postkommunisten gewannen bei den Landtagswahlen in Brandenburg, Sachsen und Thüringen überraschend zusätzliche Punkte.
Auf einem Bundesparteitag am Wochenende in Potsdam will Libero Lothar Bisky seine Mannschaft nun auf den Wiederaufstieg einschwören - 2006 soll wieder eine Fraktion in den Bundestag. "Die PDS hat eine Chance. Und wenn wir nicht bescheuert sind, werden wir die nutzen", erklärt der Parteivorsitzende. Derzeit halten im Berliner Reichstag nur zwei direkt gewählte PDS-Abgeordnete die Stellung. Weil denen nicht einmal der Fraktionsstatus zusteht, stehen sie bei der parlamentarischen Arbeit meist im Abseits.
Gysi soll zurück
Bisky weiß, dass der Kampf bis 2006 hart wird. "Das wird uns sehr viel Schweiß und Mühe kosten", sagt der 63-Jährige. Als stärksten Stürmer wünscht er sich deshalb PDS-Altstar Gregor Gysi wieder an seine Seite. Beide hatten sich vor vier Jahren schon einmal aus der Parteispitze zurückgezogen. Doch der Generationswechsel misslang, nach der Wahlniederlage 2002 kehrte Bisky an die Spitze zurück.
Gysi aber lässt sich noch bitten. Ob er sich um die Spitzenkandidatur 2006 bewerbe, werde er erst 2005 entscheiden, kündigte er an. Trotz seiner zwei Herzattacken in diesem Jahr tritt er allerdings wieder verstärkt in Talk-Shows auf. Außerdem weist der 56-Jährige öffentlich gerne darauf hin, wie gerne er seinen Beruf als Rechtsanwalt ausübt.
Vor drei Jahren hatte Gysi monatelang gezögert, bevor er sich zur Spitzenkandidatur für die Berliner Abgeordnetenhauswahl bereit fand. Sein Amt als Wirtschaftssenator schmiss er dann schon nach kurzer Zeit wenige Wochen vor der Bundestagswahl 2002 hin. Ob die Partei, für die er einer der Hauptschuldigen für die Wahlniederlage war, ihm verziehen hat, wird der Parteitag zeigen.
Bisky, der sich erneut und voraussichtlich ohne Gegenkandidat als Vorsitzender zur Wahl stellt, warnt vorsorglich auch vor ideologischen Grabenkämpfen. "Ich weiß, dass die Gefahr besteht", sagt er. Immerhin gibt es zum Leitantrag des Bundesvorstandes und der meisten Landesvorsitzenden einen Gegenentwurf des linken Flügels um Sahra Wagenknecht von der Kommunistischen Plattform.

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Regierungsbeteiligung abgelehnt
Darin lehnen die Verfasser die PDS-Regierungsbeteiligungen in Berlin und Mecklenburg-Vorpommern ab und fordern, die Partei solle sich auf die Oppositionsarbeit konzentrieren. Bisky dagegen unterstützt die mitregierenden Landesverbände. Allerdings gilt er als einer derjenigen, die die rot-roten Sondierungsgespräche in Brandenburg scheitern ließen. Eine dritte Regierungsbeteiligung, in der die ungeliebten Hartz-IV-Gesetze umgesetzt werden müssten, wäre ein zu großes Risiko für 2006 geworden.
Ohnehin bröckelt mit den Protesten gegen die Arbeitsmarktreformen auch wieder die allgemeine Zustimmung für die PDS. Von sieben Prozent noch im Sommer sank die Partei in der bundesweiten Wählergunst auf jetzt vier Prozent. Bisky hat schon angekündigt: "Wenn der Wiedereinzug in den Bundestag nicht gelingt, tritt der Vorsitzende zurück. Sonst jagt mich die Partei doch davon."