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Zuständig fürs Zocken Robert Habeck ist auch Bundesminister für Games. Ja, wirklich. Aber warum?

Robert Habeck, Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz (Bündnis 90/Die Grünen)
Robert Habeck, Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz (Bündnis 90/Die Grünen)
© Bernd Von Jutrczenka/ / Picture Alliance
Neben Wirtschaft und Klimaschutz fällt auch die "Zuständigkeit für Games" in den Bereich von Bundesminister Robert Habeck. Keine weiteren Fragen, außer: warum?

Wohlstand und Klimaschutz für alle, nicht mehr und nicht weniger hat Robert Habeck ins Werk zu setzen. Zwei Riesenaufgaben, nun vereint unter einem Dach. Seinem Dach. Da erscheint die Erzählung vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz als "Superministerium", das er seit Mittwoch leitet, durchaus nachvollziehbar. Wenngleich mit derart großen Aufgaben auch große Erwartungen einhergehen. Ist das wirklich super?

"Superminister klingt so nach Superman", winkt der Grünen-Co-Chef ab. "Super" findet er andere Sachen. Wenn sich sein Parteikollege Boris Palmer etwas zügeln würde, zum Beispiel. Oder laue Sommerabende. Aber auch Gaming?

Bislang ist nicht überliefert, dass sich Habeck für Handhelds, MMOs oder Frames per Second begeistert. Politik mag zwar auch ein Spiel sein, mal Poker, mal Schach, aber als Spieler ist der neue Vizekanzler nicht bekannt. Nützt ja nichts: Habeck ist nun auch zuständig fürs Zocken, sozusagen.

"Habeck hat bewusst nach Games gegriffen"

Geschrieben stehts im Organisationsbeschluss von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), der unter anderem die Ressortzuschnitte neu regelt. So wandert etwa der Verbraucherschutz ins Umweltministerium (vorher im Justizministerium) oder die internationale Klimapolitik ins Auswärtige Amt (vorher Umweltministerium). Habecks Haus wurde die "Zuständigkeit für Games" aus dem Verkehrsministerium übertragen. Super Sache?

Nachfrage bei game, dem Verband der deutschen Games-Branche. Dort hat man den Wechsel der Zuständigkeit zwar als "überraschend" aufgefasst, wie Geschäftsführer Felix Falk sagt, aber auch als "positives Signal". "Die Tatsache, dass neben dem Klimaschutz Games das einzige Thema sind, dass im Organisationserlass der neuen Bundesregierung an Wirtschaftsminister Robert Habeck übertragen wird, macht die besondere Bedeutung der Games-Politik deutlich." Habeck habe "bewusst nach Games gegriffen", so die Lesart des Verbands. "Wichtig ist jetzt, dass die sehr gute Arbeit des Games-Referats und die Umsetzung der Games-Strategie auch im neuen Haus reibungslos und verlässlich fortgeführt werden."

In Scheuers Fußstapfen

Auf den Weg gebracht hatte die "Strategie für den Games-Standort Deutschland" noch Andreas Scheuer (CSU), seinerzeit Bundesverkehrsminister. Anfang des Jahres führte er auch das Referat "Games in Deutschland" ein, das unter anderem "die strategische Weiterentwicklung des Games-Standorts Deutschland zu einem internationalen Leitmarkt" vorantreiben sollte und nun in Habecks Wirtschaftsministerium umziehen dürfte. 

Bisher lief es jedenfalls super, meint Scheuer: An seinem vorletzten Tag im Amt zog er eine positive Bilanz, wie das Branchenblatt "Games Wirtschaft" berichtete, und betonte dabei vor allem den Erfolg der Games-Förderung des Bundes mit einem Volumen von 50 Millionen Euro pro Jahr. Das Ministerium habe schon Hunderte Projekte bezuschusst, viele weitere würden folgen. "Der Plan geht auf", so Scheuer.

Und wie geht's weiter? Was hat Habeck mit der Wachstumsbranche vor, wo verortet er die größten Baustellen und Herausforderungen des Wirtschaftsfaktors (8,5 Mrd. Euro Umsatz im Jahr 2020)?

Nachfrage beim Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz. Dort bittet man noch um etwas Geduld, sagt eine Sprecherin, bis die Strukturen stehen. Bei dem Feld handele es sich aber um einen "innovativen Bereich", der "nah an der Kultur- und Kreativwirtschaft" sei und damit im Haus "gut angesiedelt". 

Dass die Ampel-Koalition auch im Gaming-Bereich "Mehr Fortschritt wagen" will, wie der Titel des Koalitionsvertrags verspricht, ist (noch) nicht ersichtlich: Das Wort "Gaming" fällt in dem 178-Seiten-Papier in diesem Zusammenhang zwei Mal. Doch SPD, Grüne und FDP bekennen: "Wir wollen den Games-Standort stärken und die Förderung verstetigen." Die Investitionen wären damit gesichert. Zumindest das dürfte die Branche schon mal super finden.

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