Russland Putins Wiederwahl scheint sicher

Bei der Präsidentenwahl in Russland ist Stunden vor Schließung der letzten Wahllokale die erforderliche Wahlbeteiligung erreicht worden. Einer Wiederwahl von Amtsinhaber Wladimir Putin steht damit offenbar nichts mehr im Wege.

Russland hat bei der Präsidentenwahl am Sonntag über eine zweite Amtszeit für Staatschef Wladimir Putin entschieden. Angesichts des erwarteten Sieges des 51-jährigen Kreml-Chefs konzentrierte sich das Augenmerk auf die Wahlbeteiligung. Die für eine gültige Wahl notwendige Hürde von 50 Prozent Beteiligung sei um 16.00 Uhr Moskauer Zeit (14.00 Uhr MEZ) übertroffen worden, teilte Wahlleiter Alexander Weschnjakow mit. Bis dahin hätten 51,73 Prozent der 109 Millionen Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben.

Putin rief die Bürger zu einer höheren Mitverantwortung für das Gemeinwohl auf. In Russland seien Staatsmacht und Volk oft getrennt gewesen. "Das Gefühl der Mitbeteiligung muss mit den Jahren wachsen", forderte Putin bei der Stimmabgabe in Moskau.

Aussagekräftige Auszählergebnisse würden bis Montagmorgen vorliegen, kündigte Wahlleiter Weschnjakow an. Bei sonnigem Wetter verlief die Abstimmung nach Polizeiangaben weitgehend ruhig. In Tschetschenien explodierten drei Sprengsätze in der Nähe von Wahllokalen, verletzten aber niemanden.

"Spannend ist, wer Zweiter wird"

Die fünf Gegenkandidaten Putins gestanden bei der Stimmabgabe ein, dass Putin nicht zu schlagen sei. «Das Ergebnis steht bereits fest, die Hauptfigur wird gewinnen», sagte die liberale Kandidatin Irina Chakamada. "Spannend ist, wer Zweiter wird." Diese Platzierung lasse Rückschlüsse auf den künftigen Kurs des Landes zu, erklärte sie.

Um den zweiten Platz stritt die westlich orientierte Kandidatin Chakamada unter anderem mit dem Bewerber der Kommunisten, Nikolai Charitonow, und dem Linksnationalisten Sergej Glasjew. Dieser fordert, die Privatisierung der 1990er Jahre rückgängig zu machen.

Fast jeder dritte Russe (31 Prozent) teile Glasjews Forderung nach einer Neuverteilung des privatisierten Volkseigentums, berichtete am Sonntag eine unabhängige Forschungsgruppe, das Lewada-Zentrum, aus einer Umfrage. 52 Prozent der Befragten nannten es als Hauptaufgabe der neuen Regierung unter Ministerpräsident Michail Fradkow, das industrielle Wachstum anzukurbeln. Nur 13 Prozent forderten schnellere marktwirtschaftliche Reformen.

Beteiligung um 65 Prozent

Wahlleiter Weschnjakow sagte, er rechne mit einer abschließenden Beteiligung zwischen 64 und 65 Prozent. "Die Wahlbeteiligung ist höher als geplant und höher als bei den Parlamentswahlen" im Dezember 2003, erklärte er vor Journalisten. Russische Bürgerrechtsgruppen sammelten landesweit Beispiele, wie Behörden und Staatsfirmen Druck auf die Wähler ausübten, zur Wahl zu gehen. Etwa 800 internationale Beobachter verfolgten die Abstimmung.

Collage mit Porträts von Merz, Klingbeil, Söder und Reiche

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Der frühere Geheimdienstoffizier Putin war 1999 vom damaligen Präsidenten Boris Jelzin zu seinem Nachfolger erkoren worden. Bei der Wahl im März 2000 wurde Putin mit 51,92 Prozent der Stimmen bestätigt. Unter ihm ist Russland stabiler geworden. Kritiker sehen aber in der Konzentration aller Macht im Kreml eine Gefahr für die noch junge Demokratie.