Die frühere RAF-Terroristin Susanne Albrecht soll nach dem Willen der Eltern weiter Sprachunterricht an einer Bremer Grundschule geben. Dafür habe sich der Elternbeirat einstimmig ausgesprochen, teilte ein Sprecher von Bildungssenator Willi Lemke am Mittwoch mit. Am Dienstagabend hätten sie zudem eine schriftliche Erklärung abgegeben, in der die Eltern Bestürzung und Empörung darüber geäußert hätten, dass mit der Vergangenheit von Albrecht Wahlkampf gemacht werde. Albrecht solle "ihre sehr erfolgreiche Tätigkeit für die Kinder unserer Schule fortsetzen".
Die Beschäftigung Albrechts war Anfang Mai dieses Jahres bekannt geworden. Die Bremer CDU hatte die Lehrtätigkeit als untragbar bezeichnet. Der stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Wolfgang Bosbach, hatte erklärt, es könne nicht sein, "dass eine Ex-RAF-Terroristin ausgerechnet durch die Arbeit mit Kindern resozialisiert werden soll".
Albrecht war unter anderem für ihre Beteiligung an der Ermordung des Bankiers Jürgen Ponto 1977 im Jahr 1991 zu einer Freiheitsstrafe von zwölf Jahren verurteilt worden. Seit April 1992 saß sie in der Justizvollzugsanstalt Bremen, wie das Bremer Justizressort auf Anfrage der CDU-Bürgerschaftsfraktion Ende vergangener Woche mitteilte. 1996 wurde Albrecht demnach auf Bewährung entlassen. Seit 1993 war sie im offenen Vollzug und arbeitete unter ihrem Ehenamen als Teilzeitkraft für einen freien Träger, der Lehrkräfte an Schulen vermittelt. Seither gab die Pädagogin an drei Grundschulen Sprachunterricht für Kinder mit schlechten Deutschkenntnissen.
AP