Tschüss Hindukusch De Maizière fürchtet komplizierten Truppen-Abzug

Bis Ende 2014 will sich die Bundeswehr aus Afghanistan zurückziehen. Doch nach Ansicht des Verteidigungsministers de Maizière wird die Rückverlegung komplizierter als gedacht. Schuld könnte Pakistan sein.

Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière rechnet mit einem schwierigen Abzug aus Afghanistan bis Ende 2014. Der Rücktransport des militärischen Materials sei ein "komplizierter Prozess", sagte der CDU-Politiker am Dienstag bei einem Besuch im Bundeswehrfeldlager im nordafghanischen Kundus. Um den Abzug zu organisieren, müssten zudem eigens Soldaten nach Afghanistan entsandt werden.

"Von einem Baum runterzuklettern ist komplizierter, als auf einen Baum raufzuklettern", sagte de Maizière bei der zweiten Station seines eintägigen Afghanistan-Besuchs, dem Bundeswehrfeldlager Masar-i-Scharif. Es sei zehn Jahre lang militärisches Gerät nach Afghanistan gebracht worden - jetzt solle der Großteil binnen zwei Jahren nach Deutschland zurückgebracht werden.

Das Verteidigungsministerium schätzt, dass rund 6000 Container und 1900 Fahrzeuge aus Afghanistan nach Deutschland zurückgebracht werden müssen. Einen genaueren Überblick über das Material will sich die Bundeswehr bis zum Herbst verschaffen - dann sollen auch Angaben zum Verlauf des Abzugs und zu dessen Kosten gemacht werden.

Ausbildung und Unterstützung geht weiter

De Maizière betonte, der Abzug müsse erfolgen, während parallel der bisherige Auftrag - die Ausbildung und Unterstützung der afghanischen Armee - weitergeführt werde. "Deswegen brauchen wir dafür Extrakräfte. Nicht zwingend zusätzliche, aber Extrakräfte, die nur die Rückverlegung organisieren." Im Verteidigungsministerium wird erwogen, für den Abzug ein eigenes Bundestagsmandat anzustreben. Die Gesamtzahl der Bundeswehrsoldaten soll sich dadurch aber nicht erhöhen.

Schwierigkeiten beim Abzug bereiten könnte de Maizière zufolge, dass das im Osten an Afghanistan angrenzende Pakistan die Grenzübergänge seit Monaten verschlossen hält. Auslöser dafür war ein US-Luftangriff auf pakistanische Grenzposten, bei dem Ende November 24 pakistanische Soldaten getötet wurden.

Pakistan hält Grenzübergänge seit Monaten verschlossen

"Wir waren zuversichtlich, dass sie geöffnet werden", sagte de Maizière mit Blick auf die Grenzübergänge. "Im Moment bin ich nicht mehr so zuversichtlich, dass das schnell passiert. Von daher wird sehr viel durch die Luft oder durch den Norden (über Usbekistan) erfolgen, das ist logistisch kompliziert, aber daran arbeiten wir."

Zugleich zeigte sich de Maizière optimistisch, dass bis zum Ende der NATO-Kampfmission in Afghanistan ein Großteil des dann nicht mehr benötigten Materials außer Landes gebracht werden könne. Möglich sei auch, einiges an Gerätschafen in Afghanistan zu lassen.

DPA
val/AFP/DPA